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Roland Dörfler


Kontaktadresse:

E-Mail: atelier(at)roland-doerfler.de

Roland Dörfler
*1926 in Silberbach - †2010 in Braunschweig

Roland Dörfler ist manchmal gefragt worden, weshalb er denn keine optimistischen Bilder male. Mir scheint, er hat die Antwort längst gegeben – in jenen Bildern nämlich, die nach dem Täter fragen. Wen hat das Pferd erschreckt in dem Bild „Tier und Mensch“, wer die Stangen gerichtet in der Gouache „Figuren mit Balken“, wer die Würfel behauen in den vielen Bildern zu diesem Thema? Darüber sollen wir nachdenken.

Michael Schwarz

1926 geboren am 14.02. in Silberbach, böhmisches Erzgebirge

1948-1950 Beginn des Studiums der freien Kunst in Nürnberg bei Prof. Fritz Griebel

1950 Gewinner Jahreswettbewerb der Akademie der Bildenen Künste Nürnberg

1950-1954 Studium der Freien Malerei an der Akademie Stuttgart bei Prof. Hans Meid und
Prof. Manfred Henninger, Gaststudent bei Prof. Willi Baumeister

1953/57/58 Kunstpreis der Jugend, Baden Württemberg

1964 Förderpreis des Sudetendeutschen Kulturkreises

1956 Stipendiat des Kulturkreises im BDI

1957-1960 Lehrauftrag für Zeichnen an der Akademie Stuttgart

1960-1965 Freischaffend

1961 Mitbegründung der „Neue Württembergische Gruppe“ mit Franz Bucher,
Emil Cimiotti, Robert Förch, Erich Hauser, Emil Kiess und Hans Schreiner

1965 Kunstpreis Junger Westen für Handzeichnungen, Recklinghausen

1965-1992 Professur an der Kunsthochschule Braunschweig, Leiter einer Klasse für Malerei

1980 Preis der Intergrafik, Berlin/DDR

1984 Preis der 8. British Print Biennale, Bradford
Ehrengabe des Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen

1985 Niedersächsisches Künstlerstipendium

1988 Großer Sudetendeutscher Kulturpreis

1988-1989 Ehrengast der Villa Massimo, Rom

1991 Niedersächischer Verdienstorden

1991-2000 Mitglied im Kunstausschuss des Bistums Fulda

1993 Preis der SPD Niedersachsen

2010 gestorben am 17.03. in Braunschweig

Lebte und arbeitete in Braunschweig, Niedersachsen und in Cap d’Agde, Frankreich

Einzelausstellungen (Auswahl)

2020 Roland Dörfler – Mensch und Raum
Galerie vom Zufall und vom Glück, Hannover

2017 Captured – Galerie Cyprian Brenner, Schwäbisch Hall

2012 Roland Dörfler – Vom Menschen, Kleihues Bau, Kornwestheim

2009 Galerie vom Zufall und vom Glück, Hannover

2008 Graphisches Œuvre, Städtische Kunstsammlung Salzgitter Salder, Salzgitter

2007 Hommage an Roland Dörfler zum 80. Geburtstag, SüdWestGalerie, Niederalfingen

2006 Aschermittwoch der Künstler, Dommuseum Hildesheim
Das malerische Werk, Braunschweigisches Landesmuseum

2005 Kunst im Kloster, Dominikanerkloster Braunschweig

2004 Für uns Menschen um unser Heiles willen, Ausstellung im Dom zu Fulda

2000 SüdWestGalerie, Hüttlingen-Niederalfingen

1999 Städtische Galerie Wendlingen am Neckar

1997 Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel

1996 Galerie im Schloss Wendhausen
Galerie Brücke, Braunschweig

1994 Niedersächsische Landesvertretung, Bonn

1991 Adalbert Stifter Verein, München

1988 Rathaus Balingen

1987 Rolf-Flemes Haus, Kunstkreis Hameln

1985 13. Hilzinger Kunstausstellung – Sonderausstellung, Singen
Roland Dörfler und 22 Künstler der Gegenwart, Villa Merkel, Esslingen

1984 Galerie Kö24, Hannover

1982 Holbeinhaus, Kunstverein Augsburg

1981 Galerie Mondragone, Paris
Kunstverein Hannover (mit Malte Sartorius und Lienhard von Monkiewitsch)

1978 Landesmuseum Oldenburg, Studio

1976 Galerie der Stadt, Kornwestheim

1974 Kunstverein Bochum

1967 Galerie Schmücking, Braunschweig

1959 Galerie Behr, Stuttgart

Künstlerbücher

François Villon, 108 Gouachen und Zeichnungen zu 28 ausgewählten Balladen, 17,5 x 23,5 cm, 1994

Homer „Odyssee“, 41 Blätter mit Gouachen und Zeichnungen, Mappe 51,5 x 66,5 cm, 1997

Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen „Der abenteuerliche Simplicissimus“, Gouachen und Zeichnungen auf 60 Buchseiten, 21 x 29 cm, 1998

Deutsche Balladen und Lyrik des Expressionismus, Gouachen und Zeichnungen auf 66 Buchseiten, 21 x 29,5 cm, 1999

Liebesgedichte und Lyrik des Expressionismus, 67 gezeichnete Seiten, 1999/2000

Johann Wolfgang von Goethe, „Faust, I. Teil“, 77 Zeichnungen und Aquarelle auf 82 Seiten, 30 x 39,5 cm, 2004

Brisch, Klaus: Deutsche Aquarelle und Zeichnungen seit 1900, Ausstellungskatalog, Köln 1957

Lohrer, Hans: Neue Württembergische Gruppe, Ausstellungskatalog, Stuttgart 1962

Wirth, Günther: 2. Kunstausstellung im Rathaus Wailblingen (Dörfler und Bucher), Ausstellungskatalog, Stuttgart 1964

Wirth, Günther: 2. Kunstausstellung im Rathaus Wailblingen (Dörfler und Bucher), Sonderdruck, Stuttgart 1964

Honisch, Dieter: Studio im Württembergischen Kunstverein, Ausstellungskatalog, Stuttgart 1965

Wirth, Günther: Skizzenbuch I (Dörfler und Bucher), Rottweil 1965

Schmücking, Rolf: Galerie Schmücking – Roland Dörfler Malerei, Ausstellungskatalog, Braunschweig 1967

Stadt Ravensburg: Altes Theater Ravensburg – Roland Dörfler Malerei Graphik, Ausstellungskatalog Ravensburg, 1967

Keller, Horst: Kunsthalle Recklinhausen – Akt 68, Ausstellungskatalog Recklinghausen, 1968

Kerber, Bernhard: Kunstverein Bochum – Roland Dörfler, Ausstellungskatalog, Bochum 1974

Leppien, Helmut R.: Graphik aus Niedersachsen, Ausstellungskatalog, Kunstverein Hannover 1975

Schröder-Honisch: Der Einzelne und die Masse, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Recklinghausen, Bochum 1975

Ohff, Heinz: 12 Norddeutsche Zeichner, Ausstellungskatalog, Nordhorn 1977

Blume, Dieter: Staatliche Hochschule für Bildende Künste 1963–78, Braunschweig 1978

Gall, Wilhelm: Die Galerie der Landesgirokasse, Stuttgart 1980

Sello, Katrin: Sartorius, Dörfler, Monkiewitsch, Ausstellungskatalog, Kunstverein Hannover 1981

Wirth, Günther: Kunst im Deutschen Südwesten von 1945 bis zur Gegenwart, Stuttgart 1982

Wirth, Günther: Lovis Corinth-Preis, Ausstellungskatalog, Regensburg 1984

Gall, Wilhelm: Kunst des 20. Jahrhunderts – Sammlung Reinheimer, Stuttgart 1983

Wirth, Günther: Die Wahrheit der Kunst, in Kunst und Kirche, Heft 2/1985, Linz 1985

Zerull, Ludwig: Profile, Impulse 3, Niedersächsische Künstlerstipendiaten 1985–1987, Ausstellungskatalog, Goslar 1987

Stadt Güglingen: Das Güglinger Palmtuch, Güglingen 1988

Wirth, Günther: 13. Hilzinger Kunstausstellung – Sonderausstellung Roland Dörfler, Ausstellungskatalog, Hilzingen 1985

Schwarz, Michael: Edition – libri artis – Roland Dörfler, Hannover 1985

Wirth, Günther: Die nach draußen gingen, Ausstellungskatalog, Esslingen 1985

Romain, Lothar und Schwarz, Michael: 25 Jahre Kunsthochschule Braunschweig, Ausstellungskatalog, Braunschweig 1987/88

Canz, Sigrid: Regensburger Begegnung ‘88, Ausstellungskatalog, Regensburg 1988

Deutsche Akademie Villa Massimo Rom, Jahresdokumentation 1988/89

Marhenke, Dorit: Flucht – Problemkreis seit Menschengedenken, Ausstellungskatalog, Darmstadt 1990

Welzel, Dieter: Klasse Dörfler, Braunschweig, Ausstellungskatalog, 1990

Wirth, Günther: Monographie 1991, Ausstellungskatalog, Böblingen 1991

Lang, Siegfried: Galerie der Sparkasse Pfaffenhofen a.d. Ilm, Ausstellungskatalog, Pfaffenhofen 1992

Gebhardt, Helga: Dialog mit dem Gegenüber, Künstler des Südwestens, Waiblingen 1992

Schilling, Jürgen: Passion, Ausstellungskatalog, Bönen 1993

Igl, Ernest: WIR – Künstler in der zweiten Heimat, München 1993/94

Gorella, Arwed D.: Roland Dörfler – Druckgraphik, Braunschweig 1994

Neuenhausen/Zerull: Aus gegebenem Anlaß, Leporello von 6 Künstlern, Hannover 1994

Zerull, Ludwig: Katalog der VGH, Hannover 1995

Barski, Jacek: Kunst als Realisation der Freiheit, in „Die Künstlergilde“, 1996

Conrady, Hans-Peter: Braunschweiger Skizzen, Braunschweig 1996

Brüdern, Jutta und Lufft, Peter: Profile aus Braunschweig, Salzgitter 1996

Forstbauer, Nicolai Boris: Dörfler – Kurz, Ausstellungskatalog, Aalen 1996

Winter, Marianne: Roland Dörfler Galerie Schloß Wendhausen/Brücke Galerie Braunschweig, Ausstellungskatalog, Braunschweig 1996

Dörfler, Roland: Künstlerbuch François Villon, Braunschweig 1997

Doldinger, Klaus: Kunst mit Nase, Reihe Kunststreifzüge, NDR 1997

Simon, Robert und Sommer, Dr. Achim: Kunststreifzüge, NDR 3, Hannover 1997

Ruess, Andreas: 1947–1997 50 Jahre Fähre Saulgau, Ausstellungskatalog, Saulgau 1997

Romain, Lothar: Einblicke in die Sammlung Robert Simon im Bomann-Museum, Celle 1997

Zerull, Ludwig: Bestände – Sammlung der Landschaftlichen Brandkasse Hannover und der Provinzial Lebensversicherung Hannover, Hannover 1997

Froitzheim, Eva-Maria: Kunstsammlung der Bausparkasse Schwäbisch-Hall AG, Schwäbisch Hall 1998

Wirth, Günther: Esslinger Reden zur Kunst, Esslingen 1998

Preusler, Burghard: Alte und neue Kunst, Verein christlicher Kunst, Paderborn 1998

Zerull, Ludwig: Kunst im Haus des Glücks, Hannover 2001

Kunstverein Wolfenbüttel: Roland Dörfler – Zeichnungen und Aquarelle, Ausstellungkatalog, Wolfenbüttel 2001

Völter, Karl O.: Widerschein ihrer Zeit. Die Kunstsammlung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Esslingen 2004

Wagner, Dieter: Der Wahrheit verpflichtet, Bonifatius-Jubiläum 2004, Fulda 2004

Zerull, Ludwig: Aus gegebenem Anlass, Hannover 2005

Waibel, Valeria: Vier im Kreis, i.Br.: Ausstellungskatalog, Freiburg 2006

Borrmann, Stephanie: Zeichnungen aus der Gefangenschaft. Katalog anlässlich der Ausstellung Graphisches Œvre, Städtische Kunstsammlung Salzgitter Salder, 2008

Schwarz, Michael: Nachgeordnete Situationen. Katalog Ubique - Salon Salder, Städtische Kunstsammlung Salzgitter Salder, 2014

Borrmann, Stephanie: Der existentielle Mensch. Katalog Identitäten - Salon Salder, Städtische Kunstsammlung Salzgitter Salder, 2019

Figur und Würfel

Das Werk Roland Dörflers wird durchzogen von Gegensätzen, in weiten Teilen bestimmt von einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Während 1961 an der dalmatinischen Küste malerische Impressionen entstehen, beschäftigt er sich gleichzeitig in präzisen Federzeichnungen mit der menschlichen Figur. Auch in den Arbeiten selbst lassen sich diese Gegensätze nachweisen; ich habe sie im Exkurs über die Zeichnung als ein System von Öffnungen und Verdichtungen, von Schärfen und Unschärfen beschrieben, durch das die einzelnen Figuren auf der Bildfläche organisiert werden. Während in den früheren Arbeiten diese Gegensätze an der formalen Behandlung der Figur entwickelt wurden, steht Roland Dörfler nach der Beschäftigung mit dem Kubus auch im Motivischen ein solches Gegensatzpaar zur Verfügung. In den ersten Zeichnungen zum Thema „Figur und Würfel“ betont der Künstler das Architektonische, die Härte und Scharfkantigkeit des stereometrischen Körpers im Kontrast zum organischen Umriß der Figuren. Der Würfel ist schon in den ersten Blättern der Jahre 1967/68 die aggressivere Form; von ihm geht eine Bedrohung aus, die sich gegen den Menschen richtet. Mit dem Würfel ist der Verursacher für die Not und das Leiden der Figuren benannt. Dem gefolterten, verletzten, gefallenen Menschen steht der Würfel als Zeichen der Ordnung, Macht und Machtausübung gegenüber.

In den folgenden Jahren hat Roland Dörfler das Thema Figur und Würfel in mehreren, auch großformatigen Zeichnungen immer wieder behandelt und dabei den etwas plakativen Gegensatz dieser beiden Motive zurückgenommen, indem er die Bedeutung des Würfels ambivalenter gehalten hat. Nach den Erfahrungen mit den Kartonbildern, die den Würfel als Hohlkörper und damit als Gehäuse oder Behältnis definieren, kann der Kubus nun auch ein Gegenstand sein, der Schutz bietet. Eine solche Schutzfunktion hat zum Beispiel der Würfel in „Große Skizze“ von 1976, in der die Figur in den Würfel geflüchtet ist und dort geduckt ihr Schicksal erwartet. Offensichtlicher noch ist die Ambivalenz in der inhaltlichen Ausdeutung des Würfels bei der Arbeit „Vier Locher“; diese negativen Würfel, die in ihrer formalen Anlage an die vier Kartons von 1973 erinnern, sind Höhlen, Gehäuse, vielleicht Grabkammern. In ihnen bleiben die Figuren aufgehoben.

Auch in dem großen „Triptychon“ von 1985 stellt Roland Dörfler den hockenden Figuren harte Blöcke gegenüber. Wie schon im „Triptychon“ von 1980 oder in neueren Zeichnungen zu diesem Thema ist der Würfel hier das andere, das dem Menschen Fremde. Eine genauere Bestimmung ist nicht möglich; nicht einmal annäherungsweise läßt sich sagen, was diese Blöcke darstellen. Als harte, anorganische Körper stehen sie im Bilde den organischen, verletzbaren Körpern der Figuren gegenüber. Die Blöcke meinen weder Architektur, noch Grab, noch Höhle, noch Folterkammer, aber sie meinen auch dieses alles.

Indem Roland Dörfler in seine Bilder den Würfel setzt, beschreiben diese Bilder nicht mehr nur Zustände, sondern fragen dialektisch nach den Ursachen, die den Menschen in diese ausweglosen Situationen gebracht haben. Wer Ursachen benennt und aufzeigt, gibt Hinweise auf notwendige Veränderungen der Zustände. Es müßte an einer Beseitigung jener Verhältnisse gearbeitet werden, durch die die Blöcke möglich wurden. Von ihnen geht die Bedrohung für den Menschen aus, Würfel halten ihn gefangen, an seinen Kanten verletzt er sich, über seine Treppen und Abgründe stürzt er in den Tod.

Roland Dörfler ist manchmal gefragt worden, weshalb er denn keine optimistischen Bilder male. Mir scheint, er hat die Antwort längst gegeben – in jenen Bildern nämlich, die nach dem Täter fragen. Wen hat das Pferd erschreckt in dem Bild „Tier und Mensch“, wer die Stangen gerichtet in der Gouache „Figuren mit Balken“, wer die Würfel behauen in den vielen Bildern zu diesem Thema? Darüber sollen wir nachdenken.

Michael Schwarz
aus: Michael Schwarz, Roland Dörfler, Edition ‚libri artis‘, Th. Schäfer Verlag, Hannover, 1985, S. 43-44

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Künstlerbücher: Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel

 

 

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