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Jan Eeckhout


Jan Eeckhout
Foto: Armin Stüwe

Kontaktadresse:

Jan Eeckhout
Sedanstraße 47
30161 Hannover

Tel.: 0511/ 331635
E-Mail: eeckhout-flemming(at)eeckhout.de

Jan Eeckhout

Schaut man auf das zeichenhafte Inventar, das sich in den Trash Comics versammelt, bringt es für sich allein schon Ambivalenz zum Ausdruck. Da sind ebenso schöne wie schreckliche Dinge versammelt. Die in sich selbst auch schon wieder ambivalent sind. Da gibt es Waffen, die den Menschen töten, aber ihn vielleicht auch schützen. Konsumartikel, die ihn erfreuen, aber möglicherweise auch verblöden. Wir sehen Ikonen der Kunst- und Comicgeschichte. Munch und Picasso, Mickey Mouse und Entenhausen, das Erhabene und das Triviale. Natürlich gehören auch sie zum Menschen, nicht anders als Mode, Geld, Technik, Religion und anderes mehr.

Den daraus resultierenden Bilderkosmos versammelt Eeckhout in seinen Gemälden in einem disparaten Neben- und Miteinander, als Bildmontagen die die heterogene Wirklichkeiten miteinander verbinden, die Gesetze linearer und logischer Plausibilität aufkündigen und jeden eindeutigen Sinn sprengen. Nur, dass der Künstler das Chaos der Bilder, das er zelebriert, eben auch bannt. Lasierende und alla prima Malerei, monochrom flächige und vielfarbig illusionistische Darstellung, Comic und Hochkunst, Zitat und Original, Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich in seinen Gemälden in harmonischer Weise.

Eeckhout strukturiert und komponiert. Seine Montagen sind von exquisiter Raffinesse. Anspielungen und Echos, Kontraste und Spiegelungen bestimmen sie. Damit sind diese Werke nicht nur Teil der Moderne, sie sind auch nicht bis ins Letzte auflösbar. Und eine immer neue Herausforderung für den Geist und die Fantasie des Betrachters.

Michael Stoeber

1956 in Hannover geboren
Bildender Künstler und Lehrer für das Fach Kunst an der St. Ursula- Schule Hannover

1982–1987 HBK Braunschweig, Studium der Freien Kunst bei Prof. H. Schrader und Prof. R. Dörfler, Diplom

1987–1988 HBK Braunschweig, Meisterschüler bei Prof. R. Dörfler

1988–2005 Tätigkeit als Dozent für Zeichnung und Malerei im Bereich Erwachsenenbildung für verschiedene Institutionen, u.a. Workshop Hannover. DAG, VHS, Sprengel Museum Hannover. Projektbezogene Arbeit mit jugendlichen Erwachsenen und Kindern

1990–2005 Workshop Hannover, Projektmitarbeit:
- Tast- und Klangbild für Blind und Sehende
- Vom Körper zur Skulptur, 2. Europäisches Projekt im Bereich Kunst und Behinderung
- Kiefernpfad
- Überlebenskunst, Ausstellungen, Seminare, Kunstaktionen
- Schritt für Schritt in die Welt der Kunst

1995–2002 Beratend, konzeptionell und kurativ tätig für den Ausstellungskreis der Evangelischen Stadtakademie Hannover und der Marktkirche Hannover

2002–2006 Mitinitiator und -betreiber Projektraum + Galerie [ΒΟX] 2, Hannover, u.a.:
2003, Jan Eeckhout, short cuts
2004, Lotte Lindner &Till Steinbrenner, Transporter
2005, Mathias Kadolph, Tabula rasa

2020 Bild-con-Text, Kunsthalle Faust, Hannover (g) 

2019 Menschliches, Eisfabrik, Hannover (g)

2017
Vom Wesen des Glücks, Schloss Landestrost, Neustadt (g)

2016
trash comics + wonderful world, Städt. Galerie KUBUS, Hannover (e),(k)

2012
trash comics, Galerie Falkenberg, Hannover (e) 

2011 10 Jahre Galerie Falkenberg, Städt. Galerie KUBUS, Hannover (g) 

2010 K2 United Painter: Höhenkoller 2010, Schloss Wolkersdorf, Wien, Österreich (g)
K2 United Painter: Adalbert Road, Galerie ZeitZone, Berlin (g) 

2009 K2 United Painters: mixed, Galerie ZeitZone, Berlin (g)
Neues aus Niedersächsischen Ateliers, Salon Salder, Salzgitter (g) 

2008 short cuts, Galerie Falkenberg, Hannover (e) 

2006 argeKunst: Über das Streben nach Glück. Oder die Verwirrung der Herzen, Kunstverein Mühlhausen (g)
argeKunst: Lessingkassette, Universitätsbibliothek Hamburg (g) 

2005 argeKunst: Gotthold Ephrahim Lessing kam bis Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel (g)

2003
BASICS, Städt. Galerie KUBUS, Hannover, (g)
short cuts, Projektraum + Galerie [ΒΟX] 2, Hannover (e)
Originale zur HannoverBibel, Marktkirche, Hannover 
Korea-Germany, Contemporary Art Exhibition, Galerie Beaubourg, Paris (g),(k)

2002
argeKunst.: gemeinsam - so verschieden, Orangerie- Herrenhausen, Hannover (g),(k)

2001
Galerie Falkenberg, Werkreihe Disparat, Hannover (e)

2000
Neues Kreishaus, Werkreihe Disparat, Hannover (e) 

1999 argeKunst: Geld / Kunst, Stadtsparkassenzentrale Hannover (g),(k) 

1998 Malerei / Fotokästen, Galerie Feiter & Drees, Hannover (e)

1997
Malerei / Positionen der 90er Jahre, Kunstverein Neustadt (g), (k) 
Malerei / Lichtbildkästen, Workshop Hannover (e), (k)

1996
argeKunst: Über den Umgang mit Menschen, Freiherr von Knigge zum 200. Todestag, Galerie Sandmann + Haak und Niedersächsischer Landtag (g)

1995
argeKunst: Weltmacht D, Kniggegesellschaft, Hannover (g) 
argeKunst: Projektionen, Rauminstallation, Projektion, Toncollage, Ihmezentrum Hannover (g)

1994
Affaire du vue, Austauschkünstler der Stadt Hannover mit Perpingnan, Frankreich

1993
Im Sinne der Sache, Städt. Galerie KUBUS, Hannover (g) 
Im Sinne der Sache II, Galerie K.R.G., Oldenburg (g) 

1992 III. Bildermesse Leipzig, Neue Bilder (g)

1991 HO Galerie, Berlin, Malerei (g)

1990 Streugut, Städt. Galerie KUBUS, Hannover (g)

1988 Hochschulgalerie Braunschweig (g)

 

Arbeiten in öffentlichen und privaten Sammlungen

(e) Einzelausstellung, (g) Gruppenausstellung, (k) Katalog 

Explizit Kitschig

Jan Eeckhout zur Serie Habitate

Die Bildserie Habitate zeigt Menschen, Tiere und Pflanzen in einer künstlich wirkenden, explizit kitschigen, scheinbar paradiesischen - oder möglicherweise auch dystopischen Welt.
Beim Betrachten der Natur erweckt deren Vollkommenheit, die Sinnlichkeit des Naturschönen zuweilen die Anmutung des Kitschigen. Das Vorstellungsbild, das sich in dieser Annahme zeigt – da Natur weder kitschig, noch idyllisch, noch hässlich ist – spiegelt unser Verhältnis zur Natur wider, entweder im Hinblick auf ihre Ressourcen, die zur profitorientierten Ausbeutung zur Verfügung stehen, oder, zu unserem ästhetischen Wohlgefallen, auf die von Verwertungsinteressen möglichst unberührte paradiesische Idylle.

Die Arbeiten der Serie sind erkennbar keine abbildhafte Wiedergabe unserer realen Welt – es zeigen sich aber Bezüge zur Ambivalenz niederländischer Barockstillleben.
U.a. sind Blumen im Barockstillleben Symbol vor allem der Schönheit und Jugendlichkeit, die aber bei aller Schönheit das Los des Verblühens in sich tragen. Sie sind somit auch ein Symbol der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit. Die Beschreibung der dinglichen Welt im niederländischen Barockstillleben, in der sich auch der berechtigte Stolz über die Errungenschaften der Zeit widerspiegelt, gehen auf der konnotativen Bedeutungsebene über in eine Kritik des Materialismus. Analog dazu lassen sich auch die Bilder der Habitate-Serie als Vanitas-Motiv lesen, die auf einer konnotativen Ebene über unser Verhältnis zur Natur und zur Welt reflektieren.

Die Menschen in diesen Bilder sind Porträts von (jungen) Bewohnerinnen und Bewohnern des Internets. Sie wirken zumeist moderat freundlich und befinden sich in scheinbar friedlicher Koexistenz zu der sie umgebenden Umwelt. Dieser Eindruck wird u.a. auch durch die konzeptionelle Verwendung der Bedeutungsperspektive transportiert, die Größenrelationen nicht den perspektivischen Gesetzmäßigkeiten folgend räumlich / illusionistisch darstellt, sondern stattdessen die tatsächlichen Größenverhältnisse außer acht lässt und somit hier die Bedeutung der dargestellten Menschen im Verhältnis zur sie umgebenen Umwelt deutlich relativiert.

Insofern befassen sich diese Arbeiten mit einer universellen und zugleich hochaktuellen Fragestellung: Was ist der Sinn unseres Daseins und was richten wir auf diesem Planeten an?

 

Am Nullpunkt der Malerei

Michael Stoeber zur Werkreihe Trash Comics

Früher hießen seine Bildserien True Comics oder Short Cuts, heute heißen sie Trash Comics. Der Künstler recycelt seine Titel ebenso wie seine Werke. Was heißt, dass hinter den neuen wie den alten Titeln ähnliche Inhalte stehen und dass sie sich oft auch auf ein und derselben Leinwand entfalten. In diesem Sinne sind Jan Eeckhouts Gemälde wahrhaft Palimpseste. Sie speichern das alte Malgeschehen, das – wenn auch von neuen Farben und Formen überdeckt – immer noch da ist und mit seinem Geist Temperament und Charakter der neuen Bilder mitbestimmt. Dass die alten Bilder auf diese Weise nie ganz ausgelöscht werden, bezeugt auch die fortlaufende Nummerierung der Werke, in der kein Bild, das der Künstler je gemalt hat, wirklich für immer verloren geht.

Mit der Werkreihe der Trash Comics zitiert Eeckhout ein Genre, das an sich schon durch seine weltweite, massenhafte Verbreitung Respekt – oder je nach Temperament, Mentalität und Charakter des Betrachters – Furcht einflößend ist. Der Titel des Künstlers dürfte dabei nicht weniger ironisch intoniert sein als der von Tarantinos Kultfilm Pulp Fiction, der zwar auch den Begriff des Schunds (Pulp) zitiert, aber alles weniger als das ist und ganz im Gegenteil höchste Kunst.

So auch die Trash-, also Müll-Comics, des Künstlers. Die prinzipiell auch ohne Comicbilder auskommen – dem Künstler geht es hier in erster Linie um das spezifisch Narrative des Comics, seine sequentielle Erzählweise. Auch die Bezeichnung Trash scheint hier eher als eine Art programmatische Haltung zu verstehen zu sein – oder wie der Künstler sagt: „Bilder, die von vornherein als Trash deklariert sind, befreien den Autor von allen inhaltlichen, ästhetischen und sonstigen Anprüchen an sich selbst. Übrig bleibt der Vorgang des Malens, die malerischen Mittel“.

Diese ganz am Selbstzweck des Malens orientierte Haltung Eeckhouts bezieht nicht nur konsequent Stellung gegen die Fetischisierung des Einzelbildes durch den Markt oder die Kunstgeschichte, sie bezeugt auch konsequent, wovon die Bilder des Künstlers künden: Von den Möglichkeiten der Kunst, dem Chaos von disparater Gleichzeitigkeit Struktur und Ordnung zu verleihen.

In unpathetischer und gänzlich unprätentiöser Weise kreist der Maler um einen Nullpunkt der Malerei, der diese in historischer Perspektive ebenso sehr in Frage stellt, wie sie in persönlicher Hinsicht von existenzieller Bedeutung für ihn bleibt.

Beim Blick auf die jungen Menschen in Eeckhouts Trash Comics, die oft von der schönen Warenwelt unserer kapitalistischen Gesellschaft umgeben sind, liegt der Gedanke nahe, der Künstler wolle mit seinen Werken in subtiler Weise Kritik an unserem Konsumverhalten üben. Vielleicht auch das. Eher aber zielen Eeckhouts Bilder auf eine in überzeitlicher Weise gültige condition humaine des Menschen. Hilfreich für diese Perspektive ist die überraschende Aussage des Künstlers, bei der Fertigung der Gemälde gelegentlich von dem Gedanken an barocke Stillleben geleitet zu werden. Für ihn seien die Porträts seiner jungen Protagonisten, ein wenig so „wie Schnittblumen“ in niederländischen Barockstillleben. Eine ebenso stimmige wie ungewöhnliche Metapher. Schnittblumen sind Blumen, die am meisten leuchten und am wenigsten dauern. Sie sind schnell verblüht. Und im Grunde geht es so auch mit den Menschen. Im Angesicht der Ewigkeit währt ihr Leben nur einen Augenblick. Kaum begonnen, ist es schon wieder vorbei.

Schaut man auf das zeichenhafte Inventar, das sich in den Trash Comics versammelt, bringt es für sich allein schon diese Ambivalenz zum Ausdruck. Da sind ebenso schöne wie schreckliche Dinge versammelt. Die in sich selbst auch schon wieder ambivalent sind. Da gibt es Waffen, die den Menschen töten, aber ihn vielleicht auch schützen. Konsumartikel, die ihn erfreuen, aber möglicherweise auch verblöden. Wir sehen Ikonen der Kunst- und Comicgeschichte. Munch und Picasso, Mickey Mouse und Entenhausen, das Erhabene und das Triviale. Natürlich gehören auch sie zum Menschen, nicht anders als Mode, Geld, Technik, Religion und anderes mehr. Den daraus resultierenden Bilderkosmos versammelt Eeckhout in seinen Gemälden in einem disparaten Neben- und Miteinander, als Bildmontagen die die heterogene Wirklichkeiten miteinander verbinden, die Gesetze linearer und logischer Plausibilität aufkündigen und jeden eindeutigen Sinn sprengen. Nur, dass der Künstler das Chaos der Bilder, das er zelebriert, eben auch bannt. Lasierende und alla prima Malerei, monochrom flächige und vielfarbig illusionistische Darstellung, Comic und Hochkunst, Zitat und Original, Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich in seinen Gemälden in harmonischer Weise. Eeckhout strukturiert und komponiert. Seine Montagen sind von exquisiter Raffinesse. Anspielungen und Echos, Kontraste und Spiegelungen bestimmen sie.

Aber die Konfusion, in die der Künstler den Betrachter stürzt, ist indes nur scheinbar, denn stets gelingt es Jan Eeckhout, die mannigfaltigen disparaten inhaltlichen und formalen Bezüge seiner Bilder in eine wohlgeordnete, harmonisch ausbalancierte Choreographie zu transformieren. Damit sind diese Werke nicht nur Teil der Moderne, sie sind auch nicht bis ins Letzte auflösbar. Und eine immer neue Herausforderung für den Geist und die Fantasie des Betrachters.

Zu all dem haben diese Bilder auch diagnostische Kraft. Wie ein Seismograph zeigen sie unsere Wirklichkeit. Wenn der Künstler in ihnen in scheinbar disparater Weise unterschiedliche Zeiten und Orte, Dinge und Protagonisten, Malsprachen und Stile vereint, wenn er in einem Gemälde ganz viele Bilder zeigt, dann sind seine Werke durchaus auch als Ausdruck eines zu Grunde liegenden Realismus zu verstehen.

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