Ruth Bubel-Bickhardt
Kontaktadresse:
E-Mail: rbb.kraehenkunst(at)t-online.de
Kaum eine andere graphische Arbeitsweise bietet den Künstlern soviel Raum zum Experimentieren und entdecken neuer Möglichkeiten wie die Radierung. Die Vielfalt künstlerischer Artikulation innerhalb dieser Technik, gepaart mit anderen manuellen und ätztechnischen Verfahren, verdeutlichen die Arbeiten von Ruth Bubel-Bickhardt …
Reduzierte Formen, durch wenige, kräftige Linien erreicht, vermitteln einen fast archaischen Eindruck … Der Mensch, aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen, ist zum Bildthema geworden. In der Linienführung und dem Miteinander von Figuren und Tieren drängen sich Assoziationen an prähistorische Felsenbilder auf, die meist in einem kultisch-religiösem Zusammenhang stehen.
Christina Haak ( Auszug )
1935 geboren in Hannover
1952 – 1955 Abendkurse in der Werkkunstschule, Hannover: Modellieren, Aktzeichnen, Freihandzeichnen
1953 – 1955 Abgeschlossene Keramiklehre, Hannoversche Werkstätten
1955 – 1956 Studium am Institut Métiers d'Art, Paris
1956 – 1957 Assistentin bei dem Formgeber (Designer) Edwin Kreutzmann, Bissendorf
1957 – 1959 Studium an der Werkkunstschule, Hannover, Skulptur bei Professor Scheuernstuhl und Professor Rogge
1960 Lehrgang für Metallarbeit in Derneburg bei van Dornik
seit 1960 Mitglied in der GEDOK
1961 Heirat
1962 und 1963 Geburt der Kinder
1972 Umzug nach Ehlershausen. Erste eigene Werkstatt
seit 1976 Mitglied im BBK, Hannover
1978 – 1987 Dozentin für Plastisches Gestalten an der Volkshochschule, Ostkreis - Hannover
1982 Teilnahme am Internationalen Künstlersymposium der IGBK, Schloss Bleckede
seit 1989 Verlagerung des Schwerpunktes der künstlerischen Arbeit auf Zeichnung und Radierung
1987 – 1989 Weiterbildung Radierung und Zeichnung an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst, Trier
1990 – 1993 Kursleiterin für Plastisches Gestalten im Workshop Hannover
1977 Plastik niedersächsischer Künstler, BBK, Staatl. Kurpark, Bad Pyrmont
1978 Kunst aus Hannover, Schloss von Zeist, Utrecht
Bilder, Plastik, Grafik – BBK Hannover, Neues Kreishaus Hannover
1979 Künstler aus dem Raum Hannover, Wanderausstellung BBK, Landkreis Hannover
Prof. Scheuernstuhl und seine Schüler, Werkhof Bissendorf
Kunstmarkt, Künstlerhaus, Hannover
Zeichnung, Skulptur, GEDOK-Galerie Hannover ( E )
1981 BBK-Landesausstellung, Hannover-Herrenhausen
1982 Natur – Zukunft oder Reservat, GBK, Lüneburg
Malerei, Plastik, Grafik, Kubus, Hannover
Wanderausstellung VHS-Ostkreis Hannover
1983 BBK Hannover, Stadtmuseum Oldenburg
1984 Ausstellung mit HAP Grieshaber, Galerie Kilian, Celle ( E )
1986 Biennale hannoverscher Künstler, Kubus, Hannover
Homage an Kurt Schwitters, Kubus, Hannover
1987 60 Jahre GEDOK, GEDOK-Galerie, Hannover
1989 Europäische Akademie für bildende Kunst, Trier
1990 GEDOK Hannover, Neustadtbücherei, Bremen
Biennale hannoverscher Künstler, BBK Hannover
1991 Prof. Scheuernstuhl und seine Schüler, Galerie und Schmiede, Pattensen
Vernetzungen, GEDOK-Galerie, Lübeck
QUADRATISCH, ECKIG, KUNST, Kunsthaus Wiesbaden
1992 Erde, Zeichen, Erde, Kulturzentrum Landdrostei, Pinneberg
Künstler-Bücher, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover
Gruppe PINTURA, Politische Bildungsstätte Helmstedt
Zeichnung, Radierung, Objekt, GEDOK-Galerie, Hannover ( E )
1993 Bilder und Zeichnungen, Galerie im Künstlerhaus, Hannover ( E )
1994 Mensch–Maske–Bühne, Niedersächsische Staatsoper, Hannover
Getrennt – vereint, Rathaus Leipzig
PINTURA, Städtische Galerie, Lehrte
PINTURA, Funkhaus Hannover
1995 Kontrovers, Porzellanmanufaktur Fürstenberg
BBK 95, Landesmuseum Oldenburg
Das kleine Format, BBK-Galerie, Künstlerhaus, Hannover
1996 Piedestal, Biennale 96 (BBK), Kubus, Hannover
Die Handzeichnung, Galerie im Künstlerhaus, Hannover
1997 PINTURA, Roß’sche Villa, Amt für Kunst und Kultur, Celle
Plastiken–Objekte–Installationen, 250 Jahre Fürstenberg
Der rote Faden, GEDOK-Galerie, Hannover
1998 Galerie du Theatre, Vanves, Paris
30 mal X, Biennale 1998, Kubus, Hannover
Ars regio, Städtische Galerie Lehrte
1999 4. Niedersächsische Grafik-Trienale, Schloss Bevern
Schwarz auf Weiß, Kunsthalle Faust, Hannover
Zeichnung, Radierung, Seidel-Atelier, Worpswede ( E )
Rabenschwarz, Galerie im Künstlerhaus, Hannover ( E )
Wintergärten 2, Hannover
2000 Schwarz auf weiß, BBK-Landesausstellung, Permer Staatsgalerie, Perm, Russland
Gartenstücke, Foro Artistico / Eisfabrik, Hannover
Miniaturen, Biennale 2000, Kubus, Hannover
Krähen und Co., Galerie 8, Katharina Seifert, Hannover ( E )
Handzeichnung und Druckgrafik, Calenberger Esplanade, Hannover
2001 Verbindungen, BBK-Zeitgleich, Eisfabrik, Hannover
Ebenen, Jahresausstellung GEDOK-Galerie, Hannover
Bilder und Bücher, mit CH. Mauthe, Nieders. Landesbibliothek, Hannover ( E )
Galleri Vanntarnet, Nesodden, Nesoddtangen bei Oslo, Norwegen
2002 Zeichnungen und Radierungen, Neues Kreishaus, Hannover ( E )
Was auf den Tisch Kommt, Eisfabrik Hannover
Kystmyseet Vågsvåg, Måløy, Norwegen ( E )
Kystmyseet Florø, Norwegen ( E )
Ein-Gemachtes, Eisfabrik, Hannover
2003 Buch, Schloss Wolfenbüttel
sieh mal hör, Thomson Multi Media, Hannover, m. U. Jenss-Sherif ( E )
Gemeindehaus Kreuzkirche, Hannover ( E )
Menschen und andere Tiere, Galerie Katharina Seifert, Hannover ( E )
2004 Tierisch, BBK-Galerie im Tiedthof, Hannover ( E )
Garten der Lüste, Wintergärten 3, Hannover
Schloss Landestrost, Kunstverein Neustadt
2005 Kubus Hannover, mit Borai, Friede, Kahne und Kreuzer
Zeichnung, Radierung, Objekt, GEDOK-Galerie, Hannover ( E )
2006 Krähen und Co., Galerie Kuckucksnest, Prenzlauer-Berg-Museum, Berlin, ( E )
2007 Scharf, GEDOK-Nord, Kubus, Hannover
24 Stunden Kunst, Eisfabrik, Hannover, BBK
Malerei, Frottage, Radierungen, Städtische Galerie, Petershagen, mit U. Jenss-Sherif ( E )
2008 Norwegische Landschaften, Galerie Katharina Seifert, Hannover, ( E )
2009 Leidenschaft, SofaLoft, Hannover
2010 Licht, Kloster Mariensee
Nördliche Landschaften, Kunstkreis Laatzen e.V. (E)
Zwei X 2, Kunstscheune Steinhude / Romantik Bad Rehburg, BBK
BBK-rum- plus # 2, BBK-Galerie, Hannover, mit Rainer Jansen (E)
2011 Zwiesprache, Schloss Landestrost, Neustadt
Romantik zwischen Idealisierung und Karikatur, Bad Rehburg
Der Faden der Ariadne, Kubus, Hannover
50 Jahre GEDOK, Ruth Bubel-Bickhardt, Sofa Loft,Hannover (E)
2012 Neue Radierungen, Eilenriedestift (E)
mensch, macht, mut, Kirche Ehlershausen
face to face, Galerie Kramski, Burgdorf
2014 Strömungen, Schloss Landestrost, Neustadt
Parallele Welten, Haus der Region, Hannover
Mit „Nova“, Kunstscheune, Steinhude
2015 Befreiung, Kubus, Hannover
was wo wer ist die Realität, Rathaus Hannover
2017 In aller Freiheit, Martin-Luther-Kirche, Burgdorf
Sommer der Frauen, Albert-König-Museum, Unterlüß
Arbeiten in öffentlichem Besitz:
Land Niedersachsen
Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Kulturbüro Hannover
Neues Kreishaus, Region Hannover
Niedersächsische Landesbibliothek
Bundeswehr, Hannover
Kinderspielplatz, Celle, Bronzeskulptur
1955 1. Preis Stadt Celle, Bronzeskulptur
1993 Modellieren mit türkischen Frauen, gefördertes Projekt, Workshop Hannover
2015 „Was, wo, wer ist die Realität”, gefördert vom Kulturbüro Hannover
2017 Modellieren mit Konfirmanden zum Thema „Freiheit”, Burgdorf
Die Radierungen von Ruth Bubel-Bickhardt sind durchaus figürlich zu nennen: Sie zeigen menschliche Figuren, seltener landschaftliche Motive und immer wieder flatternde, stolzierende oder krächzende schwarze Krähen. Durchwoben von einem feinsinnigem Humor blitzen Bilder menschlicher Eigenschaften auf. Vielleicht noch wichtiger als das Motiv ist aber das Medium selbst. Motive, Komposition und Struktur entstehen im engen Dialog mit der Technik, deren Möglichkeiten experimentell erforscht und ausgereizt werden. Neben klassischen Verfahren wie Aquatinta, Kaltnadel und Strichätzung entwickelt die Künstlerin Methoden, die bewusst Raum für Unvorhersehbares lassen. So bilden beispielsweise die Spuren vergangener Motive auf bereits genutzten und unvollständig abgeschliffenen Platten abstrakte Strukturen, aus denen neue Bilder erwachsen. Überlagert durch kompakte, flächige Silhouetten bleibt das zarte Liniengespinst des ehemaligen Bildes mal mehr, mal weniger sichtbar. Auch das versetzte, unregelmäßige Übereinanderdrucken gleicher oder unterschiedlicher Platten erzeugt eine besondere Tiefe und lebendigen Rhythmus in den im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Arbeiten.
Esther Orant
Ruth Bubel-Bickhardt zeichnet die „Leute und andere Tiere” mit spitzer Feder auf eine Radierplatte und macht daraus eine Bildserie, wo die Menschen mit den Raben reden, die Leute mit den Affen zu tun haben oder vielleicht auch nur verzweifelt sich kratzen, weil sie es mit den Flöhen zu tun haben. (Ich weiß nicht, ob das so ist, aber ich habe mir so meine Gedanken über die Bilder gemacht.) In ihren vielen Krähenbildern, die nicht nur in den Titeln den Vergleich mit den Menschen, menschlichen Verhaltensweisen nahelegen, betrachtet Ruth Bubel-Bickhardt kritisch und belustigt die Leute, uns Menschen, und sie könnte damit ebenso gut ein Spezialmuseum wie das Deutsche Museum für Karikatur, kurz Wilhelm-Busch-Museum genannt, beglücken. Denn wiewohl sie fast ausschließlich mit schnellen, prägnanten Strichen Tiere zeichnet, erzählt sie unentwegt Geschichten vom Menschen. Der Erzählfluss ist bei ihr so lang wie die ausgeklappten Einzelblätter ihrer Leporellos.
Max Bense hat einst über Michaux gesagt: „Es gibt Stellen auf diesen Bildern, an denen man den Menschen entdeckt, der auch Texte macht, der Figuren und Länder erfindet und die Höhlen des Bewusstseins belebt, fast wie ein Erzähler. Aufhebung eines Textes in der Zeichnung, Zeichnung als Endprodukt von Texten.”
So ist das auch bei Ruth Bubel-Bickhardt, wenn ich das recht sehe. Wenn sie gleiche, fast stereotype kratzige Krähen übereinander druckt, wenn sie sich die Krähe mit dem Regenwurm beschäftigen lässt, Dramen spielen sich ab. Weil wir die Bilder nicht nur betrachten, sondern von links nach rechts lesen, was ein theatralischer Vorgang sein kann, weil er Zeit braucht mindestens wie ein Comic. Zumindest ist diese Künstlerin auch eine Nachfahrin des Fabel Erzählers Lafontaine, der Fabeln, also im Tierreich spielender menschlicher Tragödien und Grotesken. Es erinnert an Ionescos Nashörner, wenn auf ihren Blättern mit dem Titel „Gebunden” sich Figuren mit der Bändigung mittels eines Bandes eines wundersamen Großwildes beschäftigen, Leitern haben sie angestellt, wobei das Tier doch ganz groß und ganz still zu sein scheint. Oder wenn eine Leiter mitten durch ein Vogelgefieder Tier führt, droben auf seinem Haupt Menschen plus ein Hund, weil es halt ein Wohntier ist, so der Titel. Oder auch ein „Krähen-Gespräch”: Geordnet sitzen sie nebeneinander auf einer Stange, im Gegensatz zu einem „Krähen-Geschnatter”, wo alles durcheinander flattert, aber unbedingt Musik drin ist in der grafischen Abfolge der Zeichenstriche.
Das ist es, meine Damen und Herren, was die Kunst von Ruth Bubel-Bickhardt ausmacht. Nicht, dass sie so nette Geschichten erzählt, auch das, sondern dass sie grafisch so exzellent und fast abstrakt diese Geschichten aufschreibt, damit sie zu lesbaren, geradezu hörbaren, erlebbaren Bildern werden.
Ludwig Zerull, 15.11.2001