Jürgen Friede
Kontaktadresse:
Sprockhofer Str. 9
30900 Wedemark
Tel.: 05130 / 790904
E-Mail: juergenfriede.bildhauer(at)t-online.de
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Norden Süden Osten Westen
Quadrat Kreis
Würfel Kugel
Raumbeschreibung,
um zu überleben.
Die Gerade wird zur Kurve
Das Quadrat schwingt und fließt
Der Körper wird zur Leere
Die Leere wird zum Körper
Waren frühere Skulpturen begrifflich eher zwischen technisch/organisch und minimalistisch einzuordnen, entstanden infolge mehrerer Reisen in die maghrebinischen Länder Nordafrikas streng erscheinend, stark reduzierte Figuren und Torsi, meist betitelt mit „Wächter“, sowie weibliche Köpfe und Büsten aus Hartgestein und Marmor, teilweise farblich gefasst. Diese Köpfe muten afrikanisch an, haben aber formal mit der afrikanischen Skulptur keinerlei Übereinstimmung, sondern stellen losgelöst einen idealisierten weiblichen Typus dar.
Jürgen Friede
1954 geboren in Uelzen
1972-75 Bühnenbildassistent an den Städtischen Bühnen Lübeck und Essen
1976-82 Studium der Plastik an der Fachhochschule Hannover bei Prof. Helmut Rogge
1982-86 Lehrauftrag an der Fachhochschule Hannover /Sachzeichnen
1987 Stipendium des Landes Niedersachsen
1994 Atelierförderung des Landes Niedersachsen
seit 1990 Bildhauersymposien im In- und Ausland
Skulpturen im öffentlichen Raum
1999-07 Gründungsmitglied, dann künstlerischer Leiter des Kunstvereins Wedemark
seit 1998 Studienreisen u.a. in die USA, Israel und Nordafrika
figürliche Entwurfszeichnungen und Landschaftszeichnungen während mehrerer Studienaufenthalte in Marokko (Winterreisen)
lebt und arbeitet in Hannover und in der Wedemark
Wettbewerbe, 1. Preis und ausgeführt
1990 4 Bronzereliefs für die Gedenkstätte Bergen - Belsen
1992 Stahlskulptur am Elbe-Seiten-Kanal bei Bad Bevensen
1993 Stahlskulptur für ehem. St. Ludgeri in Helmstedt
1999 2 Stahlskulpturen für Hildesheim ( 1.Preis )
Arbeiten im öffentlichen Besitz
Staatliche Kunstsammlungen München - Münzkabinett
Staatliche Museen zu Berlin – Münzkabinett
Staatliche Kunstsammlungen Dresden - Münzkabinett
Kestner-Museum, Hannover
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Landeshauptstadt Hannover
Nord/LB
Sparkasse Hannover
Bankhaus Hallbaum, Hannover
Hannoversche Volksbank
International Neuroscience Institute, Hannover
Einzelausstellungen (Auswahl)
2022 „Phönixia aus der Asche“, Skulpturen und Zeichnungen, Kunstverein Aurich
2019 „Der linke Arm der Zauberin”, veranstaltet von der Region Hannover im Schloss Landestrost, Neustadt a. Rbge
2018 „Skulpturen, Zeichnungen, Bleischnitte”, Galerie j3fm, Hannover
2013 Aufstellung einer Skulptur (Höhe 4m) in Berkhof, Wedemark
2014 „vor dem was kommt”, Städtische Galerie Petershagen
2010 Figurengruppe für ein Sportzentrum in Hannover
2008 Kunstverein Wedemark Galerie
„Haus zum bunten Löwen”, Erfurt
2006 Kunstverein Melle, Kunstverein Burgwedel, Isernhagen
2004 Steinbruchs-Berufsgenossenschaft, Langenhagen
Turmgalerie, Helmstedt
2002 Galerie Katharina Seifert, Hannover
2001 Kulturzentrum Bauhof e.V., Hemmingen
2000 Kunstverein Wedemark
1999 Kunstverein Neustadt a. Rübenberge, Schloss Landestrost
1997 Technologiezentrum Hannover
1996 Künstlertage 1996, Hermannshof e.V., Völksen
1994 Lichtinstallation im Kloster St. Lorenz, Schöningen
1990 Galerie Jesse, Bielefeld
1986 Galerie Artforum, Hannover (auch 1989 und 1992)
1984 Galerie Kunst und Architektur, Hamburg
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2024 „In Between / Dazwischen”, Schloss Landestrost, Neustadt am Rbge.
2023 Galerie Kirbach in Pilsum und Düsseldorf
„Rasender Stillstand“, 75. Jahresausstellung BBK Celle in der Gotischen Halle im Celler Schloss
2022 „25/Zinnober“, Atelier Block 16 e.V., Hannover
2021 „Nix wie raus!“, „parts of a running machine“ Kunsthaus BBK, Karlsruhe
2020 „Bild ohne Bild“, Lortzing ART, Hannover
„FIDEM XXXVI“, International Contemporary Art Medal Exhibition, Tokio
„Zeitensprung“, Kunstverein Wedemark - 6 Künstler „der ersten Stunde“ mit heutigen Positionen
Die Top Ten des Deutschen Medailleurpreises 2020, Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst, Stadt Suhl
2019 Dornumer Kunsttage, Schloss Dornum
2018 „10 Jahre Lortzing ART”, Hannover
„FIDEM Ottawa”, Canadian Museum of Nature in Ottawa
2017 „Vom Wesen des Glücks”, Schloss Landestrost, Neustadt a. Rbge.
„Schattenwelten-Lichtblicke”, 8. Höhler Biennale, Gera
„Verformungen”, Parkanlage Rittergut Edelhof Hannover
„Heimspiel”, Kunstverein 'Imago', Wedemark
2016 „FIDEM 2016”, Musée Provincial des Arts Anciens, Namur
2015 „Part4”, Städtische Galerie Petershagen
„sehnsucht”, Haus der Region, Hannover Atelierspaziergang
„GRÜN”, Weiße Halle, Eisfabrik, Hannover
„WEISS”, Weiße Halle, Eisfabrik, Hannover
2014 „parallele Welten”, Haus der Region, Hannover, Atelierspaziergang
„maennerwelten”, Kunstverein Burgwedel-Isernhagen
2013 „zeitweise”, Haus der Region, Hannover, Atelierspaziergang
2012 „Wintergärten V”, Hannover-Waldhausen
„Váltoáramlatok / Wechselströme“, Doppelausstellung im imago Kunstverein Wedemark und der Galerie Pécs, Ungarn
„FIDEM XXXII” University of Glasgow, The Hunterian Museum
2011 „Bremer Kunstfrühling”, Gleishalle am Güterbahnhof, Bremen
„Höhler Biennale 2011” Gera
„Neues aus den Ateliers”, Eisfabrik, Hannover
„Die deutsche Kunstmedaille der Gegenwart”, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Residenzschloss
2010 Kleinplastik in Norddeutschland, Kulturtage Garbsen
„kunstvorort”, 10 regionale Positionen zeitgenössischer Kunst, Kunstverein Isernhagen, Kunstverein Wedemark
„BALANCE”, Galerie arche, Hameln
2009 „25 aus 25”, Kunstverein Neustadt a. Rbge., Schloss Landestrost
„Herbstausstellung” Galerie arche, Hameln, Kunstverein Wedemark
2008 „7. Niedersächsische Grafiktriennale Zeichnung”, Schloss Bevern
Deutscher Medailleurpreis, Stadt Suhl/Thür.,
Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst
„Wintergärten IV”, Hannover-Waldhausen
„German Wave”, Galerie Karin Weber, Hong Kong
2007 „Zeitgenössische Kunst en Miniature”, Stadtmuseum Erfurt, Stiftung Moritzburg, Halle
FIDEM intern. Medaillenausstellung, Colorado Springs/USA
„art-figura”, Schloss Schwarzenberg
„Figurale”, Großer Garten von Herrenhausen, Hannover
2005 Städt. Galerie Hannover `Kubus`, 5 Jahre Galerie Seifert
Kunstverein Neustadt a. Rbge, Galerie Jaeschke, Hannover
2003 Bielefelder Kunstverein, Galerie Mani, Berlin
4 Jahre Galerie Katharina Seifert, Hannover
Kunstverein Wedemark, Herbstausstellung
2002 Museum für Moderne Kunst, Karlsbad/Czech.Rep.
2000 „Wintergärten II”, Hannover-Waldhausen
1998 „Hannoversche Künstler im Kubus”, Hannover
1996 Galerie Manfred Rieker, Heilbronn
1995 Schlossmuseum Fürstenberg, Landesmuseum Oldenburg
Kunstforum Holzminden
1994 „Die Kunstmedaille in Norddeutschland”, Kestnermuseum,Hannover
1991 „Alexander-Dorner-Kreis” im Kubus, Hannover
1990 Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
1987 „Niedersächsische Künstlerstipendiaten”, Mönchehaus-Museum, Goslar
1984 Kunstverein Hannover, Lehrende des Studienganges „Freie Kunst” der FHS Hannover
Kunstverein Münster, „Kunstlandschaft Bundesrepublik”
„Alter Bahnhof”, Baden-Baden
1981 Kunsthalle Recklinghausen „Kunstpreis Junger Westen”
Textfragmente
von Heinz Thiel, Wilhelm Beuermann und Michael Stoeber zu den Arbeiten von Jürgen Friede
Die Steinskulpturen von Jürgen Friede entwickelten sich seit 1989 in kleinen Schritten von Gebilden aus freien geometrischen Formen zu Köpfen und Büsten. Die jüngsten Arbeiten zeigen den Einfluss der nordafrikanischen mittelmeerischen Welt. Seit vier Jahren reist der Künstler nach Marokko und taucht dort in eine ihm unvertraute Welt ein, die sich ihm sprachlich verschließt, aber bildhaft neue Dimensionen eröffnete. Eine Umsetzung im Werk war mit diesen Reisen nicht zwingend verbunden, aber sie geschah und ist auch für den uninformierten Betrachter sichtbar.
Die Skulpturen zeigen eine klare Fremdheit, aber im (visuellen) Gewand des uns Vertrauten.
Die Büsten sind, wie alle Steinskulpturen von Jürgen Friede, gekennzeichnet durch eine präzise Handwerklichkeit. Gelegentlich findet man Riefen, die als Schmucklinien eingegraben sind. Verschiedene Steine sind vom Künstler teilweise bemalt worden. Manchmal sind die Büsten aus zwei verschiedenen Steinen zusammengesetzt. Köpfe und Büsten wirken gedrängt oder schmal, so als ob sie aus Zeichnungen entsprungen wären.
Die Köpfe, die Jürgen Friede aus den Steinen schlägt, sind blicklos. Man kann Ihnen nicht in die Augen schauen, sie haben keine. Aber dadurch werden diese Köpfe nicht blind. Sie haben ihr Leben und ihre Würde. Vielleicht beides sogar in gesteigerter Form. Sie haben aber auch etwas, was ìwirklicheì Köpfe nur selten haben, eine Balance.
Die einzelnen Elemente der Büsten lassen sich verschiedenen Kulturkreisen zuordnen: die Zeremonialbärte den Pharaonen der Ägypter, die Hinterkopfschmuckformen den Helmbüschel klassischgriechischer Soldaten, die langen Hälse mittelafrikanischen Holzskulpturen und die Kopfhaltung schwarzen Frauen im nordwestlichen Afrika.
Nirgendwo in einem Museum findet man an einer Skulptur so viele unterschiedliche Kulturmerkmale.
Aber: sie halten sich aus und auf eine höchst glückliche Weise in der Waage.
aus einem Vortrag von Heinz Thiel, 2004
Dass Formen auch ohne abbildende Funktion eine Aussage haben, ist eine Erkenntnis, die so alt wie die Kulturgeschichte ist. Werke der Bildhauerei, vom keltischen Oghamstein über mittelalterliche Herrschaftsinsignien bis hin zur Plastik unseres Jahrhunderts, zeigen die magische Mitteilungskraft, die unerklärliche aber faszinierende Sprache der reinen Formen.
Hier liegt wohl der Ausgangspunkt für die plastischen Arbeiten von Jürgen Friede. Die Assoziationen sind vielfältig: verschlossene Schiffs- oder Flugzeugrümpfe. Bojen, merkwürdig geformte Ambosse, riesige Weberschiffchen und Splinte, hydraulische Schwimmer oder Batterien.
Den Arbeiten aus Stein oder Kupferblech könnte eine lang vergessene Funktion eigen gewesen sein – oder eine zukünftige. Fein durchdacht , auf eine phantasievolle Weise geometrisch, lassen sie den Betrachter mit der Zuordnung allein. Das Rätsel bleibt ungelöst und das soll es auch.
Eine andere Eigenart, die immer wieder in den Arbeiten auftaucht, ist die Doppelform. Teils sind es zwei ähnliche Formstücke, die nur bei genauem Hinsehen ihre Unterschiedlichkeit zeigen, teils sind es auch völlig identische Formen, die durch Lage oder Position zueinander Bezüge und Raumformen entstehen lassen. Sind die Formen spiegelbildlich aufeinander bezogen, imaginieren sie eine Achse, einen Mittelpunkt, sind sie parallel nebeneinander geordnet, assoziiert der Betrachter der Serie, eine Vervielfältigung und Reihung.
Der Bildhauer Jürgen Friede spielt mit den Phantasien des Betrachters. Seine Plastiken sind Ensembles rätselhafter Formen und Figuren, welche durch ihre beunruhigende Fremdheit, verbunden mit der Illusion des Wiedererkennens, die gewohnten Sehmechanismen verwirren. Die Werke führen über Assoziationen in viel verzweigte Sinnzusammenhänge zu einem Bereich von imaginären Funktionen.
Wilhelm Beuermann
Ein mehrsprachiger Minimalist
Dass der Mensch ein sinnsuchendes Wesen ist, scheint eine anthropologische Konstante zu sein. Noch in den flüchtigsten tachistischen Klecksen und abstraktesten Kürzeln sucht er nach bedeutungshaltigen Strukturen und Konfigurationen.
Nichts scheint so beunruhigend wie die reine Form. Die Psychologie hat sich dieses Semantisierungsbedürfnis im Rohrschachtest zunutze gemacht. Mit der Aufforderung, zufällige Formen zu beschreiben, schleicht sie sich in das Unterbewusstsein ihrer Probanten, die wenig über diese õKunstã, viel dagegen über sich selbst verraten.
Wenn wir daher in den Skulpturen Jürgen Friedes erotische Anspielungen vermuten, wenn sie uns an die archaischen Idole längst versunkener Kulturen erinnern, an kretische Stiergottheiten oder an die aufgerissenen Rachen phantastischer Fabelwesen, beschreiben wir damit weniger seine Skulpturen als uns selbst. Beim Blick auf die wirklichen Objekte sind wir am Ende im Inneren des eigenen Kopfes. Da, wo sich die Illusionen abspielen.
Friede hat Abschied genommen von utopischen Modellen in der Kunst zu Gunsten einer optischen Kultur, die gleichwohl sanft subversive Züge trägt, will man nur genau genug hinschauen. Die glatte Überführung von Kunst ins Leben oder die platte Nachahmung von Wirklichkeit ist seine Sache nicht. Was ihn interessiert, ist nicht die künstlerische Fiktion, sondern die Entwicklung eines eigenständigen Formenvokabulars, das sich auf keinen eindeutigen Nenner bringen lässt. Er optiert für einen Pluralismus der Form, auch in der Verwendung unterschiedlichster Materialien, Papier, Eisen, Gummi, Blei, Kupfer oder Stein und in der Entfaltung der Skulpturen im Raum. Friede will kein politisches Programm in der Kunst, eher schon die Entfaltung einer poetischen Wahrheit.
Auch seinen Arbeiten aus Stein, in der Regel Granit und Marmor, eignet eben diese poetische Qualität in hohem Maße. Mit Presslufthammer und Meißel, mit elektrisch betriebenen Trennschneidern und –schleifern treibt der Künstler seine strengen Formen aus der spröden Materie. Ohne vorherige Skizze, allein mit dem gedanklichen Entwurf im Kopf, schneidet und fräst, schleift und poliert Friede seine Objekte. Er vermeidet so jede Handschriftlichkeit, bis seine Artefakte die Perfektion der industriellen Retorte besitzen, wobei sie in ihrer luxuriösen Zweckfreiheit ein eher befremdliches Eigenleben führen. Einmal mehr steht ihre selbstbezogene Manier in irritierendem Gegensatz zu ihrer funktionalistischen Umgebung. Die Anonymisierung ist jedoch kein Credo, das Friede in verabsolutierender Ausschließlichkeit verfolgt. In seinen letzten Arbeiten finden sich Schraffuren und skriptural aussehende Runen, die einen reizvollen Kontrast zur glatten Oberfläche der übrigen Skulptur bilden und die wie eine mysteriöse, nicht näher zu dechiffrierende Mitteilung aus einer anderen Kultur wirken.
In seinen zurückgenommenen, reduzierten Skulpturen, insofern der Minimal Art verwandt, verbindet Friede äußerst eindrucksvoll ein technoides mit einem organoiden Vokabular. Harte und präzise Einschnitte wechseln ab mit sanften und weichen Kourbaturen, organische und ornamentale mit geometrisch-konstruktiv gestimmten Formen. Die Objekte zeigen Zacken und Einschnitte, Rundungen und Schwünge, Abstufungen und Treppen. In der Pluralität offener und geschlossener Formen, in Transparenz und Dichte sind sie im besten Sinne zwei- oder auch mehrsprachig.
Friede fertigt Formen, die miteinander dialogisieren und sich gegenseitig kommentieren, ohne beziehungslos nebeneinander zu stehen. Hier ist ein Künstler am Werk, dem Maß und Zahl wichtig sind, Equilibrität und Echo, Spiegelung und Serie, Polarität und Verdoppelung. Viele Arbeiten treten à la lettre als Pendant auf. Es scheint, Friede zählt wie die Phytagoräer. Er fängt mit zwei an. Streng und sachlich sind diese Skulpturen, und genau gearbeitet, dabei oft von geradezu lyrischer Leichtigkeit. Der präzise Umgang mit der Proportion spiegelt des Künstlers Einstellung zu den Dingen und zur Welt, die subtil auf das Bewusstsein des Rezipienten zurückschlägt. Dabei spielt die Interaktion mit dem Raum eine wesentliche Rolle.
In ihrem spannungsreichen Reduktionismus konzentrieren Friedes Skulpturen den Blick. Das Auge gleitet über die Objekte, als fühle es mit der Hand. Auch ohne sie anzufassen, spürt man ihre haptische Qualität, eine Art von tastbarer Wahrheit. Die körnige Härte des geschliffenen Granit und den kristallinen Schimmer des polierten Marmors meint man jederzeit physisch wahrzunehmen.
Friedes Skulpturen haben eine sinnliche Präsenz, die sich unmittelbar herleitet aus des Künstlers Präokkupation mit der Form und der Form allein. Statt um bedeutungsvolle Transzendenz geht es ihm immer um intensive Immanenz. So greifen seine Arbeiten auch in den umgebenden Raum aus, gliedern und strukturieren ihn. Neben der eigentlichen Skulptur bewährt sich wie ein alter ego der Schattenriss des ausgeschnittenen Raumes, der solcherart definiert und visualisiert wird.
In Antike und Mittelalter wurde die Skulptur in enger Anbindung an architektonische Bauglieder wie Säulen und Pfeiler, Portale und Fassaden geschaffen. Erst allmählich hat sie sich zur skulpturalen Freifigur entwickelt, wie wir sie als Memorial der Neuzeit kennen. Wenn man will, setzen Friedes Skulpturen einen Prozess der Revision in Gang. Sie sind, ohne als zeitlich oder örtlich fixiertes Stilzitat zu wirken, jederzeit auch als skulpturale Körper und autonome Applikationen in zeitgenössischen architektonischen Ensembles denkbar.
Michael Stoeber