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Asmus Petersen


Asmus Petersen
Foto: Marc Theis

Kontaktadresse:

Astrid Becker

E-Mail: astrid.becker.text(at)t-online.de
Asmus Petersen
* 1928 in Hannover - † 2019 in Hannover
Petersens Bilder sind Bilder, die von der Liebe zum Meer und von der Liebe zu den Menschen erzählen. Sie sind keine Bilder, die an Kriege erinnern, um sie schöner zu machen, als sie jemals waren. Sie erzählen von der Unwirtlichkeit unseres Lebens und unserer müden Bildung; sie erzählen von der unglaublichen Erfahrung der Weite unseres begrenzten Planeten, von den Schwierigkeiten, hinter Zeit und in den Weiten unseres Sterns Orte festzumachen.

Ulrich Krempel
1928 geboren, Schule

1938 Hitlerjugend

1941
Kinderlandverschickung

1944
Luftwaffenhelfer

Studium der Wirtschaftswissenschaften in Hamburg und Bonn

1952
Diplom

1955
Promotion

Heirat, vier Töchter
Sport: Fechten
Bildnerische und literarische Arbeiten

1976
Gastatelier in der Villa Romana, Florenz

1982
Künstlerstipendium für Bildende Kunst des Landes Niedersachsen

1983
Stipendium der Villa Massimo, Rom, Olevano Romano, Casa Baldi

1998,1999, 2001
Fellowship im International Writers’ and Translators’ Centre of Rhodes, Rhodos

2019 Am 5. Juli in Hannover gestorben
Einzelausstellungen Auswahl


1969 BEHINDERUNG, Lehmbruck Museum, Duisburg (mit Breuste), (K)

1981
BILDER, GRAPHIK, SEHTEXTE, Städtische Galerie Wolfsburg (K)

1988
CHOREOGRAPHIEN DES UNTERGANGS, Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen (K)

1989
ABSTRAKTE SEESCHLACHTEN; Autoren Galerie 1, München

1992
BILDER UND GRAFIKEN, Autoren Galerie 1, München
STRATEGIEN UND BIOGRAFIEN, Institut für Biographie und Geschichte „Deutsches Gedächtnis“, Lüdenscheid

1993
SCHATTENWELTEN, Städtische Galerie Kubus, Hannover (K)

1994
UNTIEFEN BLAU. Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte, Hamburg (K)

ABSTRAKTER KRIEG ZUR SEE, Autoren Galerie 1, München

1995
ÜBER VERGÄNGLICHKEIT, Landesvertretung Niedersachsen, Bonn, (K)

VERHÄNGNISSE, Hochschule für Musik und Theater, Hannover

1997
NEUE BILDER, Autoren Galerie 1, München

VERSTÖSSE GEGEN DIE REGEL, Autoren Galerie 1, München

1999
KRIEG DER VERKÜNDIGUNGEN, ZUNGENREDEN, Malkasten Düsseldorf

2000
DIE FARBE DES KRIEGES, Galerie Casa 12, Lüneburg (K)

2002
IN EINER ROSE STEHT DEIN BETT, GELIEBTE, Galerie Claudia Böer, Hannover (K, Kartenset)

NOCH EINMAL DAS ERSEHNTE, Autoren Galerie 1, München

2003
DIE WEISE VON LIEBE UND TOD, Galerie vom Zufall und vom Glück, Hannover (Monografie)

2005
DENN DEINE LIEBE IST STARK WIE DER TOD. Herrenhäuser Kirche, Hannover

NACHTGEFECHTE. Champs de bataille et de l’amour. Städtische Galerie Villa Streccius, Landau

2008
FOTOS VON LÄNDERN AUS TRÄUMEN, FAHNEN DER LIEBE VON ÜBERALL, Autoren Galerie 1, München

2018
UNFAVOURABLE TACTICAL POSITION. Asmus Petersen zum 90. Geburtstag, Sprengel Museum Hannover


Ausstellungsbeteiligungen
Auswahl

1969 Galerie Netzel, Worpswede

SCHULE DER NATION, U-Bahn Ambiente, Hannover
Galerie Contact, Wunstorf

1970
UMWELTAKZENTE, Monschau (K)

ASPECTS DU RACISME, Galerie Rue du Thorigny, Paris (K)

1971
KUNST UND POLITIK, Badischer Kunstverein, Karlsruhe

Von der Heydt Museum, Wuppertal

Kunstverein Frankfurt

Kunsthalle Basel (K)

1976
7. Internationale Triennale für farbige Druckgraphik, Grenchen (K)

1977
12. Internationale Biennale für Graphische Kunst, Llubljana (K)

HOMMAGE Á SCHWITTERS, Kunstverein Hannover (K)

1978
4. Norwegische Internationale Graphik-Biennale, Fredrikstad (K)

1980
INTERGRAFIK 80, Berlin, (K)

BIENNALE EUROPÉENNE DE LA GRAVURE, Mulhouse (K)

KÜNSTLER SEHEN LESSING, Kunstverein Wolfenbüttel (K)

1982
9. Internationale Triennale für farbige Druckgraphik, Grenchen (K)

1983
FRIEDEN, EIN WORT UND ... BILDER UND ..., Kunstverein Wolfsburg, Wolfsburg, Mönchehaus Museum für Moderne Kunst, Goslar (K)

KONZENTRATIONSLAGER IN HANNOVER 1943 – 1945, Städtische Galerie Kubus, Hannover (K)

1984
KONZENTRATIONSLAGER FRÖSLEV, Fröslev, Dänemark

PROFILE, IMPULSE 2, Niedersächsische Künstlerstipendiaten 1982 – 1984, Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig, Braunschweig (K)

INTERGRAFIK 84, Berlin (K)

1985
ZUGEHEND AUF EINE BIENNALE DES FRIEDENS, Kunstverein und Kunsthaus Hamburg, Hamburg

KONZENTRATIONSLAGER NEUENGAMME, Neuengamme

1986
ART DIALOGUE ON PEACE, Onkurayama Memorial Hall, Yokohama (K)

SEEFAHRT UND GESCHICHTE, Wissenschaftszentrum Bonn (K)

1988
FASZINATION DER SEE, Stiftung Schloß Glücksburg, Glücksburg; Dithmarscher Landesmuseum, Meldorf (K)

1989
KUNST IM STADTBILD VON HANNOVER, Galerie Kö 24, Hannover

1990
RECENT TRENDS IN ART, Kamitory Gallery, Kumamoto (K)

1994
KONZEPT, KUNST, DOKUMENTATION, Museum Fonds der Freien Russischen Gegenwartskunst, St. Petersburg

2000
GUTEN MORGEN MALEREI, Kunstverein Augsburg (K)

2001
MEDITATIONEN, Galerie Casa 12, Lüneburg

2002
MIT-TEILEN, Galerie Claudia Böer, Hannover

2006
STADT UND STERNE, Landesamt für Vermessung und Geoinformation München (K)

GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG Haus der Kunst München

2007
ABTAUCHEN AUFTAUCHEN, ZUM THEMA U-BOOTE, Marine-Ehrenmal Laboe (K)

FAHNEN VON LIEBE, TRÄNEN UND LACHEN, Herrenhäuser Galerie, Hannover

2008
UNTERWASSER-CREW 06, Stadtgalerie Neu-Isenburg

2011
GRAPHIK AUS UND ÜBER MÜNCHEN HINAUS, Autorengalerie 1, München
Veröffentlichungen:
Prosa, Lyrik, Essays im Funk, in Zeitungen, Zeitschriften (TransAtlantik, Kursbuch)

Bücher:
Ihr erzählt alle gar nichts von euch. Gedichte mit Menschen, Frauen, Tieren, Geistern und Geld. Darmstadt 1981
Böse Blicke. Deutsche Satiren. Frankfurt 1987
Die schöne Jolanta. Hamburg 1996.
Straßen-Mädchen, Mädchen-Straßen. Hannover 2005

Theater:
Schwitters. Die andere Hälfte eines Lebens. Trauerspiel in 12 Fantasien mit einem Vorspiel
Libretto: Schwitters. Eines Lebens Elegie. Libretto. Oper in 2 Bildern und einem Intermezzo

TV-Filme mit Alexander Kluge
Zu den Bildern von Asmus Petersen
Prof. Dr. Ulrich Krempel

Hannover-Herrenhausen, Wasserlust: Über die Wehre rauscht kein Wasser, nur im Überfluss stürzt das herab, was zuviel ist. Zwei Stockwerke über der großen Feuchtigkeit stehen die Bilder von Asmus Petersen versammelt, einen imaginären Ort beschreibend, der so real war wie die Geschichte, wenn man sie in Zahlen oder Daten, in den Erinnerungen alter Leute und den nachforschenden Ortsbesichtigungen der Medien wahrnimmt. Bilder mit Daten, Votivtafeln, auf denen Bewegungen in Form von Pfeilen sichtbar sind, Namen „auftauchen”, Richtungsverweise und Bewegungspfeile in anderen Farben. Bilder in Grün und Blau, gegen die sich die Bewegungspfeile imaginärer Strömungen kräftig absetzen. Orte, die hier entstehen, durch die Bezeichnungen in komplexen Titeln, wie etwa „Das Nachtgefecht in der Gazellenbucht von Bougainville. Ungewisse Bewegungen des japanischen Verbandes. 2.11.1943, 1 Uhr.” Die Szene löst sich allmählich in eine fast reale auf. Hinter den Buchstaben der Namen der japanischen Schiffe taucht etwas wie ein Blick in ein Nachtblau auf, Wasser, das sich weit erstreckt und auf dem ein schwacher Schimmer liegt, der in einem dunklen Himmel seinen Ursprung hat. Ein Blick in eine Weite, über der wie eine versperrende Folie die Chiffren der Namen und Zahlen liegt. Und vor und über diesen, sich bewegend und lebendig, weil Wege suchend und sich vorwärtsbewegend, die roten Pfeile. Bewegungszeichen dies, Wegzeichen von Schiffen in der Nacht, der Betrachtungswinkel gesenkt, aus der Anschauung in die Vogelsicht, ein schnelles Hin und Her in diesem Bild, das illusionsträchtige Raumgestaltung ebenso provoziert wie die schlichte Ansichtigkeit der Guckkastenbühne, den Widerspruch eines inszenierten Bildes zudem, in dem so etwas wie ein verfremdetes Bild entsteht. Petersens Bilder sind Orte der Erinnerung; die Geschichten, die er nicht erzählt, stecken hinter den Bildern. Die Situation ist genau beschrieben; der Titel gibt den Ort und das Geschehen wieder, Aspekte eines längeren Handelns von berüchtigten Schlachten. Bewegungen, hinter denen das Sterben der Menschen unsichtbar wird und die es doch beschreiben. Denn nichts ist in der Unendlichkeit des Meeres ungewisser als das, was Menschen auf schwimmenden Einheiten denken und tun; eigenartig unpräzis beschreiben die Militärhistoriker Geschichten wie vom Fliegenden Holländer. Schiffe, die brennend an anderen Schiffen vorbeirauschen; Totenschiffe alle sie, Schiffe, die sich wie in den Schlachten des Ersten und Zweiten Weltkrieges gegenseitig die Lebensmöglichkeiten zu nehmen versuchen.

Petersens Bilder sind Bilder, die von der Liebe zum Meer und von der Liebe zu den Menschen erzählen. Sie sind keine Bilder, die an Kriege erinnern, um sie schöner zu machen, als sie jemals waren. Sie erzählen von der Unwirtlichkeit unseres Lebens und unserer müden Bildung; sie erzählen von der unglaublichen Erfahrung der Weite unseres begrenzten Planeten, von den Schwierigkeiten, hinter Zeit und in den Weiten unseres Sterns Orte festzumachen. Votivtafeln gleich, bewegen sich die Bilder um Geschichten herum; konkrete Geschichten, die aber nur in der Erinnerung wahr sind und die in der Vorstellung eines jeden zu anderen Geschichten werden können. Da stehen sie auf dem Dachboden, zwei Stockwerke über dem Wasser der Wasserlust, und erzählen ihre Geschichten nicht. Sie bergen sie in sich, bereit, sie auf Nachfrage einem jeden zu offenbaren. Aber noch schweigen die Bilder, noch sind die Votivtafeln nicht gelesen, noch hat niemand sich weiter eingelassen. Unten rauscht das Wasser.
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