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Siegfried Neuenhausen


Kontaktadresse:

Bertramstraße 4 b
30165 Hannover

Tel.: 0511 / 3521194

E-Mail: post(at)siegfried-neuenhausen.de

Siegfried Neuenhausen

Siegfried Neuenhausens umfangreiches und vielgliedriges Werk umfasst Skulpturen, Malerei und Grafik ebenso wie Kunst im öffentlichen Raum. Nachdenken über gesellschaftliche Verhältnisse prägt dieses künstlerische Werk. Bekannt wurde Neuenhausen um 1970 mit gesellschaftskritischen Skulpturengruppen wie die „Bürger von B.“ und das „Denkmal für Joao Borges de Souza“. 

Von besonderer Bedeutung sind die Bildhauerprojekte mit Gefangenen und mit Patienten in psychiatrischen Kliniken. Neuenhausen erwarb 1983 in dem maroden hannoverschen Stadtteil Hainholz eine ehemalige Kornbrennerei, die er zu einem Künstler-Werkhof umformte. Die Kornbrennerei wurde unter anderem zur Basis für die Gestaltung großformatiger keramischer Skulpturen für den öffentlichen Raum, die von 2005 bis 2013 in intensiver Zusammenarbeit mit BewohnerInnen des Stadtteils entstanden sind. 

Zwischen und neben all dem sind über Jahrzehnte die etwa 12.000 Seiten umfassenden 80 „Bücher“ entstanden, ein bisweilen dadaeskes Gemisch aus Collagen, Zeichnungen, Fotos, Texten usw. 

Neuenhausens künstlerische Arbeit wird ergänzt durch langjährige Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und vielfältige Mitwirkung in Kunst- und Künstlergremien. Unter anderem war er von 1985 bis 88 erster Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes.

1931 in Dormagen am Rhein geboren

1952-59 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Meistermann und ein Semester an der Kunstakademie Neapel, Studienstiftung des Deutschen Volkes

1953-56 Kammermusik (Violine). Mitglied des Orchesters „Jeunesse Musicale“ in Düsseldorf

1959 Ausstellung „Kunstpreis der Deutschen Jugend“, Mannheim

1960-64 Kunsterzieher in Hannover

1962 Blasen, Bälge, Beulen als Skulpturen aus Papier

1963 Ausstellung „Kunstpreis der Deutschen Jugend“, Baden-Baden

1964-96 Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Daneben Gastprofessuren 1990 in San Antonio/USA und 1996 in Bandung/Indonesien 

1964 erste Druckgrafiken, die Serie der „Brustbilder“

200 Skulpturen für eine Bar in Goslar (nach deren Auflösung Ankauf einiger Arbeiten durch die Kunsthalle Hamburg)

1968 Politisierung; erste größere Ausstellungen: Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal und Neue Galerie Ludwig, Aachen

Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift "Kunst+Unterricht"

1969 Erste Mobilausstellung: Aktionen/Straßentheater mit Studenten der Kunsthochschule Braunschweig auf 5 Plätzen in Frankfurt.

Zweite Mobilausstellung: Ausstellungen und Aktionen im Rohbau des U-Bahn-Tunnels in Hannover. (auch als neue Form des Kunststudiums) 

1970 Thema Täter und Opfer: „Denkmal für Joao Borges de Souza“ (im Besitz der Kunsthalle Kiel), „Die Bürger von B.“, 9-teilige Skulpturengruppe (im Besitz der Sammlung Ludwig, Aachen), Verwendung realer Kleider wie Mäntel, Jacken und Hosen.

1975 „Herr Kulik & Herr Philipzig“ Hochschulprojekt: medienübergreifende künstlerische Auseinandersetzung mit der Existenz zweier Obdachloser als Alternative zum Akt- und Portraitzeichnen

1977-2004 Vorstand der VG Bild-Kunst

1978 Bildhauerprojekt mit Gefangenen der JVA Bremen, (gewonnener Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum“). 40 Steinskulpturen entstehen für den Parkstreifen vor der JVA. Gründung der ständigen Bildhauerwerkstatt in der JVA (2018: 40jähriges Bestehen und Erweiterung auf drei Werkstätten)

1979 Reise nach China (im Auftrag des Auswärtigen Amtes aus Anlass der ersten Käthe Kollwitz-Ausstellung), Bericht darüber in der Zeitschrift „Art“

Vorstand der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste

1. Preis der Junior-Werke Goslar für „Kunst im Stadtbild“

1980 "Stern des Jahres" der Münchener Abendzeitung für das Bildhauerprojekt im Bremer Gefängnis

Vorstand VG-Bild-Kunst, Mitglied im Kuratorium des Kunstfonds

Preis für „Kunst im öffentlichen Raum“ Juniorwerke Goslar

1981/82 Verschiedene Reisen nach Indien, Künstlerische Arbeit in Kasauli (Himalya), Entdeckung des Skulpturenparkes in Chandigarh, umfangreiche Vortragstätigkeit. Organisation eines Deutsch-Indischen Künstler-Austausch-Programms. Kunstprojekte in Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten in Neu Delhi und Bombay. 

1982 Bildhauerprojekte in den psychiatrischen Kliniken Wunstorf und Hamburg-Ochsenzoll (gewonnene Wettbewerbe „Kunst im öffentlichen Raum“)

1986-88 1. Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes

1983 Erwerb der ehemaligen Kornbrennerei in Hannover-Hainholz, Um- und Ausbau des Anwesens zu einem Künstler-Werkhof

1986 Kunstpreis der Stadtsparkasse Hannover

1988 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 

1989 Kunstpreis der Niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion

10 großformatige Holzschnitte „Deutsch-Deutsche Blätter“

1990 Ägypten-Reise; Entstehung der 44 Aquarelle der „Sinai-Suite“ (im Besitz des Herzog-Anton-Ulrich Museums, Braunschweig)

1991/98 Kunstkommission des Landes Niedersachsen

1991 Hannover, Bilderwand Bertramstrasse – Kornbrennerei. 17 Wandarbeiten, unter anderem Tony Cragg, Günther Uecker, Jochen Gerz und Neuenhausens „ 4 fliegende Hüte“ (Buch)

1995 Gastaufenthalt in der Villa Romana, Florenz

2004-14 Großformatige keramische Skulpturen für Hannover-Hainholz: Hainholz-Stele, Figurinen „Dame“ und „König“, zwei „Straßenbahn-Skulpturen“ – in Zusammenarbeit mit BewohnerInnen des Stadtteils als Beitrag zur dessen Sanierung

2006 „Stadtplakette Hannover“ für Verdienste um die Stadt

2011 Innovationspreis „Soziokultur“ für die Hainhölzer Skulpturenprojekte.

Anlässlich des 80. Geburtstages parallele Ausstellungen im Kunstverein Hannover „Kleine Welten“, im Sprengel Museum „Die Bürger von B.“ und im KUBUS „Bildhauerprojekte“

2015 „0% auf Alles“ Wandskulptur am alten Hainhölzer Bahnhof

2016 Stadtkulturpreis Hannover

Sprengel Museum Hannover, „Das vielseitige Ganze“, Tagebuch und Wegbegleiter; 32 Bücher mit Collagen, Zeichnungen 

Schwere Augenkrankheit 

Seit 2017 nur noch 5% Sehfähigkeit. Trotzdem intensive Arbeit an den Büchern.

Mitarbeit an der Vorbereitung einer digitalen Nachlass-Datei im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

2017/18 Aus der Versenkung in die Öffentlichkeit: Entdeckung und Veröffentlichung des Oeuvres von Gerd Schmidt-Vanhove

2018 35 Jahre Kornbrennerei

Einzelausstellungen (Auswahl) 

2024 Braunschweig, Städtisches Museum, „Bruchstück Mensch“

2023 Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Pandemische Collagen“, Volume 2

2022 Kunstverein Wolfenbüttel, „Pandemische Collagen“
Hannover, Städtische Galerie KUBUS und Galerie vom Zufall und vom Glück, „Pandemische Collagen“

2016 Hannover, Sprengel Museum, „Das vielseitige Ganze“, Tagebuch und Wegbegleiter; 32 Bücher mit Collagen, Zeichnungen

2015 Rottweil, Forum Kunst

2012 Hannover, VGH-Galerie „Skulpturen für Hainholz“
Goslar, Galerie Tiedt

2011 Hannover, Kunstverein, „Kleine Welten“
Hannover, Sprengel Museum, „Die Bürger von B.“
Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Bildhauerprojekte“ 
Hannover, Galerie vom Zufall und vom Glück, „Arbeiten auf Papier“

2005 Soltau, Kunstverein, „Bronzen und Aquarelle“

2004 Goslar, Galerie Tiedt, zusammen mit L. von Monkiewitsch

2003 Köln, Dominikanerkloster, „Kunst im Kloster, 45 Bronzen“
Lüneburg, Kulturforum, „Bronzen und Blätter“

2002 Mannheim, Galerie Kasten, „Die kleinen Bronzen“
Oerlinghausen, Kunstverein „Werkgruppe Bronzen“

2001 Goslar, Mönchehaus-Museum, „Bronzen & Blätter“, „Bauarbeiter“
Lingen, Kunstverein, „Bauarbeiter“
Hannover, Nord/LB Art, „Stücke vom Menschen“

2000
 Celle, Kunst-Stiftung Celle mit Sammlung Robert Simon, „Bauarbeiter“ (Buch)

1999 Bonn, Friederich-Ebert-Stiftung

1997 Seoul, Korea, KUMHO Museum of Art
Seoul, Korea, Galerie Park
Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Stücke vom Menschen“

1996 Wolfenbüttel, Kunstverein 

1992 Bonn, Landesvertretung Niedersachsen

1991 Houston/Texas, USA, Moody Gallery „Sinai Suite and Zettelwand“
Dormagen, Kulturhaus, „Bilder“
Walsrode, Galerie Hohmann, „Arbeiten auf Papier, Bronzen“ 

1990 Poznan, Polen, Städtische Kunsthalle (Katalog)
San Antonio/Texas, USA, Art Institute „Deutsch-Deutsche Blatter and Small Bronzes“ & Emily Edwards Gallery „Sinai-Suite and Zettelwand“
Hannover, Galerie Barz, „Deutsch-Deutsche Blätter“

1988 Hannover, Galerie Barz
Göttingen, Galerie Apex
Salzgitter, Kunstverein

1985 Iserlohn, Stadtgalerie „welle“

1983 Hannover, Kunstverein, „Zwischen Kunst und Psychiatrie“ (Katalog)

1982 New Delhi, Indien, Goethe Institut

1980 Hannover, Kunstverein und Berlin, Haus am Waldsee „Bildhauerprojekt mit Gefangenen“ (Katalog)

1977 Köln, Galerie Klang

1975
 Berlin, Neue Gesellschaft der Bildenden Kunst
Frankfurt, Galerie Patio, „Busen und Köpfe“
Wolfsburg, Kunstverein und Braunschweig, Hochschulgalerie, „Herr Philpzig und Herr Kulik“ (Hochschulprojekt) 

1974 Oldenburg, Kunstverein
Bonn, Kunstverein „Halber Mensch – Aspekte einer  Plastik“ (Katalog)
Biberach, Städtische Galerie, „Plastiken, Zeichnungen, Druckgrafik“

1973 Bonn, Rheinisches Landesmuseum „Menschen – Stücke“ (Katalog)
Bonn, Galerie Magers, „Zeichnungen und kleine Objekte“
Zons, Kreismuseum „Plastik und Graphik“ (Katalog)
Essen, Museum Folkwang, „Einraum-Ausstellung“
Braunschweig, Herzog-Anton-Ulrich Museum

1972 Rottweil, Forum Kunst 
Kiel, Kunsthalle „Neuenhausen & Wortelkamp“ (Katalog)
Hagen, Karl-Ernst-Osthaus-Museum (Katalog)
Göttingen, Galerie Apex

1971 Aachen, Neue Galerie, Sammlung Ludwig (Katalog)
Bochum, Städtisches Museum
Köln, Galerie Klang
Neuenkirchen, Galerie Falazik

1970 Berlin, Galerie Poll

1969 Frankfurt, erste Mobilausstellung: Aktion Straßentheater auf 5 Plätzen 
Zweite Mobilausstellung: Aktionen im Rohbau des U-Bahn-Tunnels in Hannover (mit Studenten der Kunsthochschule Braunschweig – auch als neue Form des Kunststudiums) 
Soest, Kunstpavillon
Köln, Galerie Klang

1968 Wuppertal, Von-der-Heydt-Museum
Köln, Galerie Klang

1967 Berlin, Galerie Großgörschen
Hamburg, Galerie Kammer
Hamburg, Galerie Junge Generation

1966 Frankfurt, Galerie Patio
Hannover, Galerie h

1965 Berlin, Galerie Benjamin Katz
Hannover, Galerie h (Katalog)

1964 Berlin, Deutscher Künstlerbund

1961 Hannover, Galerie Seide


Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

2024 „Nordlichter“, Sprengel-Museum Hannover (mit Dietrich Helms, Arnold Leissler, Kai Sudeck)

2023 „Rückblick“, 90. Herbstausstellung, Kunstverein Hannover

2018 Hannover, „35 Jahre Kornbrennerei“, Ausstellung in den Ateliers
Berlin, Kunstverein Tiergarten, „No war no Vietnam“

2017 Goslar, Galerie Stoetzel-Tiedt, „Paare“
Berlin, Bröhan Museum, „Der Kuss“
Schwenningen, Städt. Galerie, „I like Fortschritt – German Pop reloaded“ (Sammlung Kraft)
Hannover, Eisfabrik, „Selfie“
Hannover, Sprengel Museum, „100 Hoffnungen. Protest und Vorstadtidyll“

2016 Bremen, Kulturambulanz, „Ausbruch in die Kunst“. Die Klingenbielzelle und eigene Bronzen
Mülheim, Kunstmuserum, „I like Fortschritt – German Pop reloaded“ (Sammlung Kraft)

2015 Bremen, Gerhard Marcks-Haus, „Figur tut weh“
Berlin, Akademie der Künste, Sammlung Staeck

2013 Ludwigshafen, Wilhelm-Hack-Museum, „Gut aufgelegt. Die Sammlung Heinz Beck“.

2010 Rottweil, Forum Kunst Rottweil, „40 Jahre Forum Kunst Rottweil“

2009 Hannover, Sprengel Museum, „Künstler und Kriege – Krieg und Kunst“

2007 Hannover, Sprengel Museum, „Die 1960er Jahre in Hannover“
Karlsbad, Tschechien, Museum „Artkontakt 2007“
Göttingen, Kunstverein, „in between“
Hannover, Lichthof an der Podbi, „Kunst ist käuflich“ 
Rastatt, Städtische Galerie, „X mal ICH“
Mariental, Kloster Mariental, „20 Jahre Kunst im Kloster M.“

2006 Darmstadt, Kunsthalle, „Stadtwerke“, „Die Bürger von B.“
Oberhausen, Schloss, „Deutsche Bilder aus der Sammlung Ludwig“, „Die Bürger von B.“
Hannover, Galerie vom Zufall und vom Glück, „Ballgeflüster“, 

2003 Erfurt, Kunsthalle, Berlin, Medizinhistorisches Museum „Kunst auf Rezept“
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, „Graphik jenseits der Illustration“

2002 Biel, Schweiz, Schweizerische Nationalbank „Money and Value - das letzte Tabu“, (kuratiert von Harald Szeemann)
Siegen, Siegerland-Museum, Zwickau, Städt. Museum, Bergkamen, Galerie Sohle „Kunst auf Rezept“ (Sammlung Kraft)

2001 Ratingen, Städt. Museum, Sammlung Kraft, „Kunst auf Rezept“
Salzgitter, Museum Schloss Salder „Neues aus Nieders. Ateliers“
Malta, Biennale

2000 Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Miniaturen“
Hildesheim, Roemer-Pelizaeus-Museum, „Kunststreifzüge“ (Katalog)
Aachen, Ludwig Forum, „Schenkung Ludwig 2000
Salzgitter, Städt. Kunstsammlung Schloss Salder, „Arbeitswelt“

1999 Heilbronn, Städt. Museum, „La Mano; Die Hand in der Skulptur 20. Jhdts.“

1997 Düsseldorf, Art Multiple - Galerie Tiedt, Goslar
Rottweil, Forum Kunst „Künstler machen Schilder für Rottweil“

1996 Augsburg, Galerie Oberländer, „11. Nationale der Zeichnung“
Dresden, Galerie Brose-Eiermann, „KunstHerz“ 
Holzminden, Kunstforum & Stadtmuseum, „Künstler der Kornbrennerei“

1995
 Hannover, Kornbrennerei, „unter allen Dächern“
Düsseldorf, Art multiple, Galerie Tiedt, Goslar

1994 Langenhagen, Kunstverein, „fliegen“
Mannheim, Galerie Kasten, „Domus“

1993 Berlin, Galerie Poll, „Zeichnungen und so weiter“

1991
 Langenhagen, Kunstverein, „Standorte“
Wolfenbüttel, Kunstverein, „Köpfe“
Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Sammlung Ludwig“

1990 Celle, Schloss, „Wind kam auf ... Wind – Hommage für Arno Schmidt“

1989 Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum
Berlin, Staatliche Kunsthalle, „40 Jahre Kunst in der BRD“
Oberhausen, Städt. Galerie Schloss Oberh., „40 Jahre Kunst in der BRD“
Rostock, Kunsthalle, „13. Biennale Ostseeländer, Norwegen, Island“

1988 Hannover, Städtische Galerie KUBUS, „Art Meeting Hannover-Berlin“

1987 Berlin, Galerie Poll, „1966 67 68 Positionen“
Berlin, Galerie Poll, „Köpfe“
Nordhorn, Städt. Galerie, „Köpfe“ 
Hannover, Großer Garten, Bildhaueraktion „anstößig“ zum 100. Geburtstag Kurt Schwitters’ 
Bristol, England, „Künstler der Kornbrennerei, Hannover-Hainholz“

1986 Siegen, Kunstverein, „durchgehend geöffnet - Künstler verändern die Stadt“

1985 Hannover, Kunstverein, „Zwölf Bildhauer in Niedersachsen“

1984 Düren, Leopold-Hoesch-Museum, „30 Künstler Huldigung an Beckmann“

1983 Düsseldorf, Städt. Galerie, Bahnhof Eller, „Kritische Grafik“
Berlin, Galerie Poll, „Bilder, Zeichnungen, Skulpturen 1968-83“

1981 Berlin, Neuer Berliner Kunstverein, „Dimensionen des Plastischen“
Stuttgart, Württembergischer Kunstverein, „Szenen der Volkskunst“
Poznan, Polen, Städt. Museum, „15 Künstler aus Hannover“

1980 Berlin, Nationalgalerie, „Bilder vom Menschen ... Kunst des Abendlandes“
Darmstadt, Kunsthalle, „Liebe“

1978 Bremen, Kunsthalle, „Beispiele realistischer Plastik heute“
Hamburg, Kunstverein, „Realismus als Methode“
San José, Costa Rica, Museo de arte costarricense, „Artistas Alemanes“

1976 Schwetzingen, Kunstverein, „Bilder vom Menschen“
Düsseldorf, Galerie Mensendiek, „Der Mensch in unserer Zeit“
Karl-Marx-Stadt, Städt. Kunstsammlung, „Progressive Kunst aus der BRD“

1975 Paris, musée d’art de la ville de Paris, „ofajm A.R.C .2.“
Berlin, Galerie Poll, „Bilder, Skulpturen, Zeichnungen zur Lage der Frau“
Berlin, Kupferstichkabinett, „Druckgraphik der Gegenwart“
Rottweil, Forum Kunst, „Gesammeltes im Forum“
Köln, Galerie Klang, „Aquarelle, Zeichnungen, Collagen, Grafik“
Neapel, Galeria S. Carlo

1974 Berlin, Galerie Poll, „Bild des Menschen - 46 zeitgenössische Künstler“
Wolfsburg, Städtische Galerie, „Deutsche Kunst im 20. Jahrhundert“
Hamburg, Kunstverein, „Aspekte engagierter Kunst“/Katalog
Kiel, Kunsthalle, „Kunst – Kauf – Kritik, Neuerwerbungen 71-74“
Konstanz, Kunstverein, „Neuer Realismus“
Wiesbaden, Städtisches Museum, „30 engagierte Realisten“
Helsinki, Finnland, Art Museum Ateneum, „Ars 74“
Ulm, Ulmer Museum, „zehn neun; Studioausstellung, Künstler produzieren und vertreiben selbst“

1973 Bonn, Rheinisches Landesmuseum, „Der Siebdrucker bei der Arbeit“
Berlin, Galerie Poll, „Freizeit-Situationen“
Berlin, Haus am Waldsee, Leverkusen, Städt. Museum, 
Frankfurt, Kunstverein „Die Puppe – Aspekte zum Bild der Frau“
Hannover, Kunstverein, „Kunst im Politischen Kampf“ (Katalog)

1972 Berlin, Gallerie Poll, „kritischer Realismus 2“
Marburg, Universitätsmuseum & Galerie Udo Liebelt, „Menschenbilder“
Bonn, Deutscher Künstlerbund
Braunschweig, Kunstverein, „Idee, Ziel, Modell“

1971 Aachen, Neue Galerie, „Klischee und Antiklischee“
Wiesbaden, Ludwigshafen, Dortmund, „Kunst und Kunststoff“
Hagen, Karl-Ernst-Osthaus-Museum, „Mögliche Räume“ (erste Ausstellung der Bürger von B.)
Nürnberg, Deutscher Künstlerbund
Recklinghausen, Kunsthalle, „Akt 68“
Köln, Galerie Klang

1970 Köln, Galerie Klang, „Europäische Realisten“
Bonn, Deutscher Künstlerbund

1968 Duisburg, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, „Junge Deutsche Plastik“
Bonn, Deutscher Künstlerbund
Hannover, Kunstverein, „Deutsche Kunst heute“

1967 München, Recklinghausen, „Collage 67“
Braunschweig, Galerie Schmücking, „Künstler sehen sich selbst“
Hannover, edition h studio
Karlsruhe, Deutscher Künstlerbund

1966 Essen, Deutscher Künstlerbund

1964 Berlin, Deutscher Künstlerbund

1958 Neapel, Italien, Galeria S. Carlo


Werke im Museumsbesitz (Auswahl) 

Kunstsammlung Ludwig, Aachen

Städt. Museum Bochum

Landesmuseum Bonn

Städt. Museum Braunschweig

Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Braunschweig

Kunstsammlung der Bundesrepublik Deutschland

Lehmbruck-Museum, Duisburg

Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen

Kunsthalle Hamburg

Sparkasse Hannover

Sparkassenstiftung Hannover

Sprengel Museum, Hannover

Stiftung Niedersachsen, Hannover

Wilhelm-Busch–Museum, Hannover

Kunsthalle Kiel

Kunstsammlung der Stadt Wolfsburg

Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal

Museum Moderner Kunst, Wien

Kunst im öffentlichen Raum / Bildhauerprojekte

1959 Neuss, Kirchenfenster Christuskirche (gewonnener Wettbewerb)

1960 Norf (bei Neuss), Kirchenfenster Friedenskirche

1969 Erste Mobilausstellung: Aktionen/Straßentheater mit Studenten der Kunsthochschule Braunschweig auf 5 Plätzen in Frankfurt.

Zweite Mobilausstellung: Ausstellungen und Aktionen im Rohbau des U-Bahn-Tunnels in Hannover. (auch als neue Form des Kunststudiums)

1975 Bremen, Osterholzer Friedhof, Skulpturengruppe, Bronze

1978 Bildhauerprojekt mit Gefangenen der JVA Bremen, (gewonnener Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum“). 40 Steinskulpturen entstehen für den Parkstreifen vor der JVA. Gründung der ständigen Bildhauerwerkstatt in der JVA (Katalog) (2018: 40jähriges Bestehen und Erweiterung auf drei Werkstätten)

Helmstedt, „Gerechtigkeitssäule“, Stele mit keramischem Relief, Thema: NS-Justiz

1979 Velber, Friedrich Verlag, Bremen-Oslebshausen, Braunschweig, Pädagogische Hochschule, „Szenen aus dem Leben eines Schülers“, Bronzerelief 180x100x15cm 

1980 Braunschweig, Rathaus, 12 Bronzereliefs als Türgriffe

1981 Velber, Friedrich Verlag, blaue Keramik-Kugel

Braunschweig, Kattreppeln, „Katzenstele“, Bronze, Sandstein

1982 Wunstorf, psychiatrische Klinik, 40 Steinskulpturen für den Klinik-Park (mit Patienten, gewonnener Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum“)

Hamburg-Ochsenzoll, psychiatrisches Krankenhaus, großformatige keramische Skulpturen mit Patienten, (gewonnener Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum“, Katalog) 

Braunschweig, Polizeirevier, Wandmalerei/Installation mit Stühlen

1983 Hannover, Seniorenresidenz Geibelstraße, Keramische Reliefstele (Gemeinschaftsarbeit mit BewohnerInnen der Einrichtung, Broschüre)

Goslar, Bundesgrenzschutz, Bronzeskulptur

1984 Hannover-Döhren, keramische Reliefstele (Gemeinschaftsarbeit mit türkischen Jugendlichen)

1985 Braunschweig, Geistig Behinderte gestalten keramische Mosaike für den Neubau der Lebenshilfe (Katalog)

1986 Hannover, Postamt Döhren, Bronze-Relief „Ein Brief kommt“

1987 Hannover, Knochenhauerstraße. „Re von nah“ – Schwitters-Gedicht als großformatige in Eisen gegossene Textplatte

Forensische Station des Krankenhauses Hamburg-Ochsenzoll, 25 keramische Reliefs (Gemeinschaftsarbeit mit Patienten der Einrichtung)

1989 Iserlohn, Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur, Bronze und Stahl

1990 Hannover, Deutsche Messe AG, Wandmalereien kombiniert mit Objekten

1991 Hannover, Bilderwand Bertramstrasse – Kornbrennerei. 17 Wandarbeiten, unter anderem Tony Cragg, Günther Uecker, Jochen Gerz und Neuenhausens „4 fliegende Hüte“ (Buch)

1999 Garbsen, Gymnasium, farbige Alu-Ellipsen und Wandmalerei (in Zusammenarbeit mit Schülern)

JVA Hannover, lebensgroßes farbiges Figurenensemble „17 Bauarbeiter“ (in Zusammenarbeit mit Gefangenen, Buch)  

2001 Hannover, Sparkasse Lister Platz. „Paar mit Koffer und Hund“, farbig gefasste Skulpturengruppe aus Holz (Buch)

2003 Lamspringe, „Mann mit Käfig“, lebensgroße Eisenskulptur

2004-13 Skulpturenprojekte in Zusammenarbeit mit Bewohnern des Sanierungsstadtteils Hannover-Hainholz (mehrere Bücher)

2004/5 Hainholz-Stele, 7 m hohe keramische Skulptur mit plastischen Bildgeschichten

2008 Fahnen für Hainholz, Gründung einer Textilwerkstatt und Herstellung von 35 Fahnen von Künstlern und Laien (Buch) 

2010/11 Figurinen „Dame und König“, 4m hohe keramische Skulpturen, sowie die keramischen Reliefs „Hainholz-Schuhe, 70 Selbstportraits von BewohnernInnen und im Boden verlegte Texttafeln mit Artikeln des Grundgesetzes

2012/13 zwei 10 m hohe „Straßenbahn-Skulpturen“, Stahlträger kombiniert mit Keramik

2006 Hildesheim, Pferdemarkt, Bodenrelief „Blaues Pferd“, Bronze und blau gefärbter Beton.

Uslar, Brunnen, Bronze (gewonnener Wettbewerb)

2007 Hannover, Relief-Text-Ensemble am Niedersächsischem Landtag als Erinnerungsmal „Hoffmann von Fallersleben“ (gewonnener Wettbewerb) 

2008 Wolfsburg, Rathaus, Erinnerungsmal „Hoffmann von Fallersleben“

2011 Vechelde, keramische Skulptur

2015 Hannover, alter Bahnhof Hainholz, „0% auf Alles“, Wandskulptur aus Baumarktwagen in Form eines Halbkreises

BLICK AUF DAS EIGENE WERK AM ABEND

ANFANG

An der Düsseldorfer Kunstakademie habe ich ausschließlich Malerei bei Georg Meistermann studiert, obwohl ich formal im Fach Kunstpädagogik eingeschrieben war. Da Niedersachsen 1959 nach Abschluss meines Studiums das einzige Bundesland war, in dem man Kunsterzieher ohne wissenschaftliches Zweitfach werden konnte, machte ich es so wie ein Jahr zuvor mein Freund und Studienkollege Raimund Girke. Ich ging nach Niedersachsen. Von Düsseldorf nach Papenburg im Emsland! Dort am Gymnasium begann ich mürrisch mein Referendariat.  Indes war dort mein kunstpädagogischer Mentor Hees und seine grundlegende Ausbildung ein Glücksfall für mich. Ich fing mit wenig Lust und Kenntnissen an und verließ Papenburg in Richtung Hannover als hoch motivierter Referendar. Es war die Basis für meine Berufung 1964 an die Braunschweiger Kunsthochschule. 

FRÜHE SKULPTUREN UND RELIEFS 

Um 1962 begann ich mit Papier als plastischem Material zu experimentieren. Das eröffnete mir neue Wege, die ich mit der Malerei nicht finden konnte. Später entstanden dann wieder zum Teil großformatige Öl- und Acrylbilder.  In den folgenden Jahren arbeitete ich vor allem an Reliefs, in denen plastische Elemente mit Malerei und Fotos kombiniert waren. So entstanden „Fräulein A“ und „Fräulein B“, kleinformatige Reliefs, in denen sich Busen als plastische Formen in den Raum wölben und über gemalte Partien in fotografische Portraits übergingen. Parallel dazu entstanden erste Lithos und tiefgezogene Multiples. Mit diesen Arbeiten beginnt mein umfangreiches und vielgliedriges Oeuvre. Es umfasst Malerei, Skulptur, Grafik, Aktionen und Kunst im öffentlichen Raum, aber auch soziokulturelle Projekte. Einige Werkgruppen sind mir besonders wichtig. Sie zeigen die Spannweite meines von Experimentierlust geprägten künstlerischen Werkes. 

KLEIDER MACHEN LEUTE

Da ist zunächst der in den politisch bewegten Jahren 1968-1975 entstandene Werkblock der Skulpturen, für die exemplarisch die „Bürger von B.“ und das „Denkmal für Joao Borges de Souza“ stehen. Der Kunstkritiker Michael Stoeber geht in seinem 2015 veröffentlichtem Essay „We can be Heroes – Siegfrieds Neuenhausens soziale Plastik“ ausführlich auf das „Denkmal für Joao Borges de Souza“ ein und weist auf Karin Thomas’ Standardwerk „Bis heute“ (1971) hin, in dem diese Skulptur besonders hervorgehoben ist. Gemeinsames Merkmal dieser Werkgruppe ist die Verwendung realer Kleider wie Mäntel, Jacken, Hosen oder Teile davon. Inhaltlich geht es um die kritische Auseinandersetzung mit politischen Verhältnissen bei uns und um Unterdrückung und Folter in anderen Ländern. 

Die „Bürger von B.“, das ist eine 9-teilige Gruppe lebensgroßer, in graue Mäntel gehüllter Gestalten. Die stehen, als Gegenentwurf zu Rodins „Bürger von Calais“ konzipiert, einander fremd und teilnahmslos beieinander.

Die zweiteilige Skulptur „ Joao Borges de Souza“ (ein von der argentinischen Militärjunta zu Tode gefolterter Student), bringt das Thema „Täter und Opfer“ plastisch auf den Punkt. Dem auf einem Stuhl hockenden gefolterten Opfer steht ein leerer Stuhl gegenüber. Der abwesende Folterknecht wird durch den leeren Stuhl in der Vorstellung des Betrachters umso präsenter.

Neben diesen Werken entstehen vor allem Torsi, menschliche Fragmente. „Stücke vom Menschen“, das war der Titel einer Ausstellung (mit Erwin Wortelkamp zusammen) in der Kunsthalle Kiel. Der Kurator Karlheinz Nowald schrieb dazu: „eine Hand, ein Arm, ein Bein – Neuenhausen legt ihre Geschichte in die Fragmente – eine Leidensgeschichte.“ Eine solche Leidensgeschichte ist auch das Relief „Chile ist ein stilles Vietnam“, neben vielen anderen Arbeiten im Besitz des Sprengel Museums in Hannover. („Die Bürger von B.“ befinden sich seit 1970 in der Sammlung Ludwig in Aachen. Es war der erste große Ankauf eines meiner Werke.

Das „Denkmal für Joao Borges de Souza“ erwarb 1971 die Kunsthalle Kiel.  Auch nahezu alle anderen Skulpturen und Zeichnungen dieser Zeit wurden als Beispiele engagierter Kunst von Museen angekauft.)

BILDHAUERPROJEKTE

Eine weitere Werkgruppe ganz anderer Art, wenngleich ebenso von gesellschaftlichem Engagement und Einmischung getragen, sind die Bildhauerprojekte, die im Zusammenarbeit mit Gefangenen, psychisch Kranken, alten Menschen und schließlich mit Bewohnern des Stadtteils Hannover-Hainholz, in dem ich selbst lebe, entstanden sind. 

Vorläufer dieser Projekte sind die beiden „Mobilausstellungen“ von 1969. In Frankfurt veranstaltete ich zusammen mit Studenten der Braunschweiger Kunsthochschule auf fünf Plätzen der Stadt eine Art Straßentheater - mit provokanten, gesellschaftliche Missstände anprangernden Werken. In Hannover entstand ebenfalls in Zusammenarbeit mit Studenten ein Parcours aus Happening und Ausstellungen im damaligen Rohbau der U-Bahn. Thema: „Schule der Nation“, ein Slogan, mit dem damals unter dem Protest Vieler für die Bundeswehr geworben wurde. Beide Projekte waren vor allem auch als neue Formen eines Medien- und Fachklassen- übergreifenden Studiums angelegt. 

Die 1978 und 1982 durchgeführten Bildhauerprojekte im Bremer Gefängnis und in den psychiatrischen Kliniken Wunstorf und Hamburg-Ochsenzoll basierten auf gewonnenen Wettbewerben „Kunst im öffentlichen Raum“ im Zusammenhang mit neuen Vollzugs- und Krankenhausgebäuden. Die Arbeit mit Gefangenen schien mir damals eine konsequente Weiterführung meines Themas „Täter und Opfer“ zu sein, ein Wechsel von meinen Skulpturen zu Menschen aus Fleisch und Blut. In diesen Projekten erarbeiteten erstmals Gefangene und psychisch Kranke in Fulltime-Jobs Skulpturen für das Umfeld ihrer Anstalten. 

In Bremen und Wunstorf entstanden großformatige Steinplastiken und in Hamburg-Ochsenzoll keramische Skulpturen. Das auch in der überregionalen Presse gelobte Bremer Projekt mündete in eine auf mein Betreiben hin gegründete ständige Bildhauerwerkstatt in der JVA. Sie entwickelte sich, wuchs über die Jahrzehnte und feierte 2018 das 40jährige Bestehen und die Erweiterung auf drei Werkstätten – eine für Erwachsene, eine für Jugendliche und eine für Entlassene - mit insgesamt 11 leitenden Künstlern und Künstlerinnen. Hier war geschehen, was meist Utopie bleibt: die Veränderung der Realität durch Kunst.

Auch die beiden Kunstprojekte in Wunstorf und Hamburg machten auf die Bedeutung künstlerischer Arbeit im Psychiatriebetrieb aufmerksam und mündeten in weiterführende künstlerische und kunsttherapeutische Einrichtungen. 

SKULPTUREN FÜR HAINHOLZ

Im Jahr 2004 begann die Sanierung des maroden Stadtteils Hannover-Hainholz, in dem ich seit 1983 in der von mir erworbenen ehemaligen Kornbrennerei lebe und arbeite. Kunst gilt bei der Sanierung von Stadtteilen als überflüssiger Luxus. Da ich das nicht hinnehmen wollte, brachte ich auf eigene Faust und mit Hilfe von Stadt, Land, Sponsoren und etlichen Stiftungen eine Serie keramischer Großskulpturen und Reliefs auf den Weg. In dem Jahrzehnt von 2005 bis 2015 wurden diese in intensivem  Zusammenwirken mit Bewohnern und Bewohnerinnen des Stadtteils geschaffen. Viele der Beteiligten entdeckten beim Modellieren bisher unbekannte kreative Fähigkeiten. Die Skulpturen sind heute Wahrzeichen des Stadtteils.

Insgesamt eine schöne Projektfolge: von der Zusammenarbeit mit Kriminellen über psychisch Kranke zu den Nachbarn in meinem Kiez. 

KORNBRENNEREI, KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM

In diesen und in weiteren Projekten spielte die Kornbrennerei und die dort lebenden Künstler und Künstlerinnen eine wichtige Rolle. Der Kauf des Anwesens war mehr als die Einrichtung großzügiger Wohn- und Arbeitsräume für mich. Auch andere Künstler sollten hier ihr zu Hause finden. Die Entwicklung neuer gemeinsamer Projekte schwebte mir vor, der Gedanke des Gesamtkunstwerks, der „Sozialen Plastik“ lag nahe. So wurde die Kornbrennerei in Hannover der erste Künstlerwerkhof. Sie entwickelte sich zu einer Institution mit vielen künstlerischen Impulsen in die Stadt und darüber hinaus. Die jährlichen „Feste unter allen Dächern“ waren immer Inszenierungen mit Ausstellungen, Performances, Diskussionen, Essen und Trinken. 

Neben den Skulpturenprojekten entstand im Laufe der Jahrzehnte eine Reihe von Werken für den öffentlichen Raum. Zum Beispiel in Braunschweig die „Katzenstele“, in Iserlohn das Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur, in Hannover das Schwitters-Gedicht „Re von nah“ als großflächige Textplatte in der Fußgängerzone der Altstadt. Am Niedersächsischen Landtag schuf ich das Text- und Reliefensemble zu Hoffmann von Fallersleben, in Hildesheim das mit Bronze und blau gefärbten Beton gestaltete Bodenrelief auf dem Pferdemarkt. Mein bisher letztes Werk ist die aus Baumarktwagen zusammengebaute Wandskulptur mit dem paradoxen Titel „0% auf Alles“ am alten Hainhölzer Bahnhof. 

Eng mit der Kornbrennerei verbunden ist vor allem auch die gegenüber liegende „Bilderwand“. An einer langen Industriemauer wurde ein 17 Wandarbeiten umfassendes Ensemble meist international bekannter Künstler wie Tony Cragg, Uecker und Gerz installiert. Auch meine „fünf fliegenden Hüte“ hängen dort. Dieses Projekt ließ sich 1991 mit Hilfe der Stiftung Niedersachsen realisieren. 

BÜCHER

Ein weiterer wichtiger Werkkomplex sind die mittlerweile 80 „Bücher“. Sie sind zunächst als projektbegleitende Skizzen- und Notizbücher, später als eigenständige, buchstäblich vielseitige Kunstwerke entstanden. In einem Essay (2014) habe ich sie so beschrieben: „Tagebuch und Wegbegleiter, Bilddepot, Ideenspeicher, Skizzen- und Collagenbuch, Zettelkasten, Wundertüte, Fotoalbum, Selbstportrait. All diese Begriffe beschreiben jene Art von Bücher, die seit vielen Jahren inmitten und neben meinen Bildern, Skulpturen, Zeichnungen und Projekten entstehen. Dabei geht es technisch und stilistisch hoch her in einem bisweilen anarchischem Spiel mit allem möglichen Bildmaterial, das mich irgendwie interessiert oder berührt hat. Zeitungsausschnitte, Bildmüll aus der Werbung übermale ich, mische sie mit eigenen Zeichnungen, Foto- und Textfragmenten zu schönem Unsinn oder überraschendem Sinn. Politisches überlagert Privates oder umgekehrt. Simultane Ereignisse, die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen wird zum Thema. In hunderten von Variationen bevölkern Köpfe die Bücher. Sie durchziehen und prägen in ihrer Vielfalt, gezeichnet oder gemalt, als Collage oder aus Zeitschriften ausgeschnitten, fast wie ein Leitmotiv die Bücher.  In ihnen führe ich Regie und lass mich von Zufall und Planung gleichermaßen leiten. Ich finde und erfinde, verdrehe Bekanntes, entfalte Unbekannte und verkupple eigentlich unvereinbare Bild- und Textfragmente miteinander. Ich klebe, schneide auseinander, füge ein wenig versetzt, aber Sinn ändernd wieder zusammen, reiße erneut ab, schmiere mit Farben und überzeichne. Ich bin zugleich Spieler und Spielverderber, Spinner, Chronist und in diesem Sinn Kunstmacher.“ Diese auf meine Bücher bezogene Zeilen charakterisieren darüber hinaus auch mein künstlerisches Denken und Handeln. Ich selbst halte die Bücher, deren größter Teil im Museumsbesitz ist, für eine meiner wichtigsten Werkgruppen.

Die meisten Bücher haben kein durchgehendes Thema. Eines der letzten jedoch (Buch 80) ist „Gerd Schmidt-Vanhove, Kunstmacher“ gewidmet. Schmidt-Vanhove begann als Autodidakt. Er lebte und arbeitete 33 Jahre lang, von 1983 bis 2016, in der Kornbrennerei. In den 80er Jahren studierte er bei mir in Braunschweig. Ganz im Verborgenen und ohne öffentliche Resonanz schuf er ein umfangreiches und eigenständiges surreales Werk - Skulpturen, Bilder und Arbeiten auf Papier. Wegen einer plötzlichen Lähmung beider Beine musste er seine Bleibe in der Kornbrennerei aufgeben. Unmengen an Material, an Fundstücken jeder Art, gemischt mit fertigen und unfertigen Arbeiten sollten auf der Mülldeponie landen. In dieser Situation sammelte und lagerte ich alle Arbeiten und erkannte den hohen künstlerischen Wert. 

Ich sorgte durch Information, Fernsehbeiträge und eine erste wichtige Ausstellung im Sprengel Museum für die öffentliche Würdigung des Werkes. Schließlich erwarb auf meine Empfehlung hin eine private Käufergruppe 2018 das Gesamtwerk des Künstlers.

BRONZEN

Schließlich will ich auch die Werkgruppe der vielen in den Jahren zwischen 1978 bis 2005 entstandenen, meist kleinformatigen Bronzeskulpturen hervorheben. „Stücke vom Menschen“, der frühe Kieler Ausstellungstitel ist auch der Titel eines Bronzekataloges. Er weist in seiner Doppeldeutigkeit sowohl auf das Fragmentarische als auch auf die oft mit einen Schuss Ironie plastisch inszenierten menschlichen Situationen. Das alle Bronzen überwölbende Thema ist der beschädigte Mensch, dessen Malheurs und Probleme. Das schiefe Paar, der sein eigenes Gefängnis Tragende, der unter der Hypothek seines Hauses Ächzende ... 

Mit den Bronzen wird das Thema der frühen Skulpturen modifiziert und weitergeführt. Der Kunstkritiker Ludwig Zerull schrieb 1999 „Die Körperhaltung dieser Menschen, ihre Bekleidung als Bedeutungsträger, ihre Genauigkeit vermeiden jedoch jeden Naturalismus. Die kleinen Figuren können nie auch lebensgroß sein. Ihr Reiz, ihre Wahrhaftigkeit ist die Miniatur.“ Im Jahr 2005 beendete ich diese in vielen Ausstellungen gezeigte Serie, weil zu viel Routine ins Spiel gekommen war.  

ARBEITEN AUF PAPIER, DRUCKGRAFIK

Neben und zwischen diesen Werkblöcken entstand ein umfangreiches Werk an Bildern, Zeichnungen, Collagen, Gouachen, Druckgrafik und Multiples. Hier sei die 45 Aquarelle und Zeichnungen umfassende „Sinai-Suite“ erwähnt , die 1990 in wenigen Tage in Sharm el Sheikh am Roten Meer entstanden ist - auf Doppelseiten eines ägyptischen Chemiebuches. Eine weitere Serie von Blättern entstand unter dem Titel „Sea never dry“. Ich entdeckte dieses politische Statement in Accra/Ghana auf einer Hauswand.

Während meines Aufenthaltes ist dort ein Buch mit Tuschzeichnungen entstanden und anschließend gedruckt worden. Eine Reihe dieser Bücher habe ich zerlegt und die Tuschzeichnungen übermalt und mit Collagen kombiniert. („Die Sinai-Suite“ besitzt das Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig. Der größere Teil der Serie „Sea never dry“ befindet sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.)

Ein Beispiel für meine druckgrafischen Arbeiten ist die Serie der zehn großformatigen Holzschnitte „Deutsch-Deutsche Blätter“, die nach der Wende 1989 entstanden sind. 

SCHREIBEN, MITARBEIT IN KÜNSTLERORGANISATIONEN

Neben meiner künstlerischen Arbeit und der Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig (1964-1996) und zwei Gastprofessuren in San Antonio/Texas und Bandung/Indonesien habe ich Einiges veröffentlicht: als Mitbegründer und langjähriger Mitherausgeber der kunstpädagogischen Zeitschrift "Kunst+Unterricht" zahlreiche Beiträge, unter anderem ein frühes Interview mit Joseph Beuys über Kunsterziehung. Für die Zeitschrift „Art“ habe ich öfter geschrieben. Unter anderem berichtete ich über die Kunstsituation in China nach dem Ende der Kulturrevolution. Und schon 1982 reiste ich für die „Art“ nach Chandigarh in Nordindien und lieferte eine Bildreportage über den aus Straßenbau-Müll entstandenen „Rock-Garden“ des Nek Chand – 20 Jahre bevor der „Rock-Garden“ auf der Biennale in Venedig als bedeutendes Werk eines Outsiders gefeiert wurde. 

Zudem habe ich mich in Kunst- und Künstlerorganisationen engagiert und war einige Jahre lang 1. Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes und wirkte unter anderem in den Vorständen der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst und dem Kunstfonds mit. Hinzu kam die Tätigkeit in zahlreichen Jurys und Kunstkommissionen. Letzte Aktion: 2018 habe ich das „Digitale Nachlassarchiv für Künstler in Niedersachsen“ mit auf den Weg gebracht.

SEHNOT

Seit 2016 kann ich wegen einer schweren Augenkrankheit kaum noch sehen. 

Meine Arbeitsmöglichkeiten sind deshalb sehr eingeschränkt. Ich bin in „Sehnot“, habe mir aber vorgenommen, im Atelier so lange zu arbeiten, wie ich noch Schwarz von Weiß unterscheiden kann. 

Und dann noch: Die Kornbrennerei mit ihren 40 Wohnungen, Ateliers und Lagerräumen soll dereinst in eine Stiftung zu Förderung neuer Kunst umgewandelt werden. So ist es mit der Tochter Julia und den Söhnen Stefan und Markus vereinbart.

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