Klaus Müller-Klug
Kontaktadresse:
Am Elbdeich 19
29472 Damnatz
Tel.: 05865 / 582
E-Mail: skulpturengarten(at)gmx.de
Wissenswertes:
Ein Merkmal der steinbildhauerischen Arbeit von Klaus Müller-Klug ist die Auseinandersetzung zwischen Urwüchsigem und Formuliertem, zwischen einer konturschaffenden Linienführung und rohem Abbruch. Es geht um das Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur.
Lothar Romain
1938 geboren in Oldenburg
1960-65 Studium an der Hochschule der Künste in Bremen bei Prof. Gerhard Schreiter
1966-72 Wohnsitz in Berlin
1972 Übersiedlung in den Landkreis Lüchow-Dannenberg
Seit 1980 mehrere Aufenthalte in Carrara, Teilnahme an verschiedenen Bildhauersymposien, u.a.:
1988 Internationales Bildhauersymposion E88 in Berlin
1993 10 aus Europa für Potsdam (Zehn europäische Bildhauer im Dialog)
Seit 1994 Realisierung mehrerer Großplastiken für das Projekt „Skulpturengarten Damnatz an der Elbe”
Auswahl E=Einzelausstellung, K=Katalog
2018 Waldemarturm, Dannenberg
2015 Kunstverein Potsdam (E)
2013 Schloss Wiligrad, Kunstverein Wiligrad (E, mit Monika Müller-Klug und Hannes Müller)
2010 Kunstkammer des Westwendischen Kunstvereins, Gartow (E)
2008 Kunstraum Heiddorf
20 Jahre Westwendischer Kunstverein, Gartow
2007 Kunstverein Uelzen (E, mit Monika Müller-Klug)
Galerie „Vom Zufall und vom Glück”, Hannover (E, mit Monika Müller-Klug)
2006 Edwin-Scharff-Museum, Neu-Ulm (K)
2005 Galerie Samtleben, Potsdam (E mit Ole Olbrisch)
2002 Sparkasse Dannenberg (E)
2000 Schloss Salder, 5 Bildhauer aus dem Skulpturengarten Damnatz, Kunstverein Salzgitter
1998 Kunstverein Salzgitter (E, K)
1993 Symposion „10 aus Europa für Potsdam”
1990 Kestner-Gesellschaft, Hannover, Jahresgabenausstellung
Bildhauersymposion in der Seegeniederung, Westwendischer Kunstverein
1988 Skulptur in Berlin 1948-1988, Georg-Kolbe-Museum
Internationales Bildhauersymposion E88, Berlin
1987 Ambiente Marmor, Deutschland-Italien, (Wanderausstellung)
Galerie für Bildhauer B. H. Berge, Berlin (E)
Kunsthalle Berlin, Ankäufe der Berlinischen Galerie
1983 Internationaler Wettbewerb für den Eingangsbereich der Universität Berlin (2. Preisträger)
1982 Kulturzentrum Linz
1977 Neuer Berliner Kunstverein, (E, K)
Darmstädter Sezession
1976 Galerie Levy, Hamburg (E mit Monika Müller-Klug, K)
1973 Schloss Bellevue, Bildhauer und Maler bei Hilda Heinemann
1972 Haus Am Waldsee, Gruppe Plastik 71
Villa Hammerschmidt, Bonn (Bundespräsidialamt) (E)
1971 Künstler unter 35 Jahren, Kunsthalle Bremen
1970/71/83 Deutscher Künstlerbund
1970 Berliner Bildhauer in Budapest
1969 12 Bildhauer im Folkwang-Museum, Essen
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen
Sprengel Museum, Hannover
Niedersächsische Landesregierung
Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland
Neue Kunsthalle, Bonn
Berlinische Galerie, Landesmuseum für moderne Kunst / Gropiusbau
Sammlung der Sparkasse Dannenberg
Neuer Berliner Kunstverein / Artothek
Senat von Berlin
Hansestadt Bremen
Artothek Kunstamt Charlottenburg
Sammlung Michel Canepa, Como
Edwin-Scharf-Museum, Neu-Ulm
Arbeiten im öffentlichen Raum
Freiplastik für die Freie Universität Berlin / Institut für Informatik
Brunnenskulptur für das Paul-Löbe-Institut, Berlin, Grohlmannstraße
Freiplastik für die Stadt Potsdam, Hegelallee
Große Granit-Stele, Königin-Luise-Straße, Berlin
Freiplastik vor dem Rathaus von Dresden-Kellersdorf
Steinskulptur in der Seegeniederung Gartow
Marktbrunnen für die Stadt Dannenberg
14 große Plastiken in Metall, Marmor und Granit im Skulpturengarten Damnatz/Elbe
Kunstreport 3/ 83
80 Jahre Deutscher Künstlerbund, Bericht 1985
5 Jahre Ankäufe des Senats „Staatliche Kunsthalle Berlin“
Skulptur in Berlin 1968-1988, Georg Kolbe Museum
Lucie Schauer
Die Plastiken von Klaus Müller-Klug gleichen seltsamen Geschöpfen, die es außerhalb dieser spezifischen Bildhauerwelt nicht gibt. Sie nehmen, und das ist außergewöhnlich, eine Zwischenstellung zwischen Mensch und Tier und Ding ein. Das heißt, sie haben teil an allen drei Bereichen, wenn auch in sehr verschiedenen Abstufungen und immer wieder anderen Kombinationen. Das bedeutet zugleich aber auch, dass sie weder Mensch, noch Tier, noch Ding sind.
Eine beträchtliche Anzahl der Plastiken und Skulpturen von Klaus Müller-Klug trägt zweifellos Idolcharakter. Dabei gibt es männliche und weibliche Idolwesen, wie schon ihre Titel besagen. Neben Wächtern und Götzen stehen solche wohlklingenden Namen heidnischer Halbgöttinnen wie Astarte, Nephele und Esmeralda. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist augenfällig. Während die „weiblichen” Plastiken vom Gesamtumriss her zur Rundform mit Schwellungen und Einkerbungen neigen, ähnlich wie die gelegentlich auftauchenden Kopfformen, sind die „männlichen” Wesen aufragend, verschlossen und abweisend, zuweilen mit spitzen Stacheln ausgerüstet, bedrohlich. Uterus-Form und Phallus-Form standen als Archetypen Modell.
Müller-Klugs Material ist meist das harte Metall. Dabei geht Müller-Klug auf unterschiedliche Weise vor. Während die Bronzen im Gussverfahren entstehen, werden die großen Aluminium- und Kupferplastiken im Treibverfahren hergestellt. Aluminium- bzw. Kupferbleche werden montiert, geschweißt und mit Hämmern bearbeitet, bis die fertige Form dasteht. Beim härteren Kupfer bleiben die Arbeitsspuren wie z. B. Schweißnähte und Strukturen stehen.
Die Arbeiten von Klaus Müller-Klug schlagen, wie so viele Beispiele aus dem zeitgenössischen Umfeld, den Bogen weit zurück über die Jahrtausende und bewahren sich damit — bei aller Verhaftung in der Gegenwartskunst — einen Hauch von Zeitlosigkeit. Sie geben sich im Übrigen nicht etwa nur ernsthaft und würdig, sondern ebenso oft spielerisch, skurril, humorvoll und heiter. Sie spiegeln weniger Vorgänge wider, die uns unmittelbar in der realen Umwelt umgeben, als vielmehr Zusammenhänge, die nicht „alltäglich” sind und weiterweisen in tiefere Zusammenhänge.
Lothar Romain
Der im Jahr 2000 entstandene QUADER MIT LICHTHOF ist ein exzeptionelles Beispiel dafür, wie im Werk des Künstlers Oberfläche und Kern miteinander in Dialog treten und Stein sich in seinen vielfältigen Möglichkeiten als Natur und Monument, Last und Stütze, als Masse und Schutzraum oder Wärme und Kühle offenbaren kann. Den gewaltigen Quader, der aus russischen Granit bei Alma Ata gebrochen wurde, hat der Bildhauer im Verhältnis von zwei zu eins einmal durchschnitten und dann wie einen Turm mit dem oberen Drittel als gewaltige „Krone” aufgestellt.
Dazu animierte nicht nur die sich im unteren Drittel nach oben hin leicht verjüngende Bruchform, sondern auch das breite schwarze Mineralband im sonst roten Granit, das wie ein mächtiges Fundament und eben nicht wie ein Sockel wirkt. In den Quader ist eine begehbare senkrechte Öffnung geschnitten, durch die man in einen runden röhrenartigen Innenraum gelangt, als sei aus dem Felskern eine dicke Säule sorgfältig herausgeschnitten. Die Außenselten sind bruchrau belassen. Einzig eine Reihe von Einkerbungen auf der linken vorderen Eckseite, die ein Mauerwerk andeuten, sowie zwei geglättete Flächen wie Urformen von Wappen beidseitig der Öffnung am oberen Ende der aufgesetzten „Krone“ sind hier bildhauerische Eingriffe. Sie bedeuten jedoch nicht nur Ornament, sondern akzentuieren ihrerseits die zugrunde liegende bildhauerische Intention, eine Symbiose von Skulptur und Architektur aus einem einzigen Stein zu schaffen. Der „Lichthof“ genannte Innenraum, der gerade einer Person Platz bietet, ist als künstlich geschaffener sorgfältig poliert. Licht fällt von oben und durch den Eingang und lässt die Farbvielfalt des Steins mit seinen Maserungen und Kornverdichtungen kostbar leuchten. Man ist ins Inneren des Steins gelangt, ein Raum der Kontemplation und Stille, Ort der Transformation auch von Masse in Raum, Schutz, aber auch überwältigende Gewalt, vor der man wieder ins Freie strebt, um dann gefasster zurück zu gehen. Der Stein ist Natur, ist Skulptur, ist Architektur und ist doch er noch immer er selbst: jetzt nur dieser und keinem anderen mehr vergleichbar.